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Das Leben nach den Wirren der Kriege

Nicht alle Palouse hatten sich den Nez Perce während des Krieges 1877 angeschlossen. Vor allem die mittleren und unteren Palouse Gruppen waren in ihren angestammten Gebieten geblieben und versuchten so gut als möglich über die Runden zu kommen. Diejenigen, die vom Indian Territory aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrten, fanden vieles verändert vor.

 

Heute gehört die Palouse Region zu den größten Weizenanbaugebieten der Welt.

Foto, H. Wagner 2003

 

Nach den Wirren der Kriege und den Zwangsumsiedelungen in Reservate hatten die Palouse nur wenige Möglichkeiten als Gruppe weiter zu existieren.

Das Ende des Nez Perce Krieges markierte den Anfang einer umfangreichen Besiedelung des Palouse Country. Die Nachricht vom fruchtbaren Boden verbreitete sich sehr rasch und lockte tausende Immigranten in dieses Gebiet. Ende der 1880er besaßen die Weißen praktisch das ganze Farmland im Palouse Country. (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986;122)

Dies veränderte das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben der Palouse Indianer sehr. Das Wild war bereits selten geworden und die Böden, auf denen sie nach Wurzeln gegraben hatten, waren zerstört. Viehzüchter und Schafzüchter bevölkerten das Weideland bis kleine Ortschaften zu großen Städten wurden. Sie schossen wie Pilze aus dem Boden. Die weißen Farmer sahen die verbliebenen Palouse Indianer, die in den Gebieten wohnten, die von den Weißen beansprucht wurden, als Hindernisse, die der Zivilisation und dem Fortschritt entgegen standen und forderten von den Behörden die Umsiedelung aller Palouse in Reservate. 

Einige Weiße stellten sich jedoch auf die Seite der Indianer und informierten sie über die Möglichkeit von den Verordnungen des Indian Homestead Act Gebrauch zu machen, das ihnen das Recht einräumte Homesteads (Heimstätten) auf öffentlichen, unbesiedelten Land zu errichten. Der "Indian Homestead Act" von 1862 und dessen Überarbeitungen erlaubte es jeder Person über 21 Jahren und Indianern, die nicht auf einem Reservat lebten, Anspruch auf öffentliches, unbesiedeltes Land zu erheben und sich niederzulassen, sich ein 160 Acre (etwa 64 ha) großes Land abzustecken und zu bewirtschaften. Um einen Anspruch zu erheben, mussten Indianer jedoch ihren Stammesstatus aufgeben.

Die meisten Weißen waren gegen diese Möglichkeit der Palouse und beschwerten sich bei den zuständigen Behörden über die Indianer. R.H. Milroy, ein Yakima Agent, teilte diese Ansichten und war dagegen, dass sich Indianer in der Nähe der Weißen niederließen. Er war gegen den Indian Homestead Act und gegen die religiöse Vorstellung der Palouse, die den Washani Glauben praktizierten. Er verachtete die Palouse und bezeichnete sie als „Trommler, Träumer oder Pummpummer.“ Er glaubte, dass sie einen wilden Aberglauben haben, der sie dazu bringt, dass sie sich gegen die Lebensweise der Weißen stellen. (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986;128-129)

Er skizzierte seine Vorstellungen in einem jährlichen Bericht an den Commissioner of Indian Affairs, veröffentlicht 1884. Er gab an: "Dass die Palouse Homesteads, oder besser gesagt gelegentliche Aufenthaltsorte unter den weißen Siedlern beziehen, denen sie lästig sind und wegen denen die Siedler immer wieder Scherereien haben.“ Er erwähnte in seinem Bericht, dass die Palouse weitere Probleme verursachten, da ihre Pferde auf den Gebieten der Weißen grasten und dass die Hunde der Indianer die Schafe, Schweine und Hühner der weißen Siedler zu fressen bekamen. Weiters schrieb Milroy: „Da die Palouse, meistens auf den Pferden unterwegs sind, sind sie dagegen, dass ihre Wege blockiert werden oder sie von den Zäunen der Weißen abgehalten werden und daher reißen sie die Zäune oft nieder, bauen sie aber nicht wieder auf". Der Agent spiegelte die Ansichten vieler Weißer wieder, als er den typischen Palouse als „Besitzstörer“ bezeichnete. Wie andere Agents trat Milroy für eine Umsiedelung auf ein Reservat und für ein Ende des Indian Homestead Act ein. (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986;129)

Major J.W.MacMurray circa 1890

Princeton University Archives

Jack Pettyjohn. Foto, W.F. Fletcher

 

Um diese Missstände zu untersuchen, wurde Major J.W. MacMurray im Juni 1884 in die Region geschickt, um sich ein Bild zu machen und den Palouse zu helfen, mittels der Indian Homestead Gesetze an Land zu kommen, bevor ihnen die Siedler alles Land wegnehmen konnten.

Da die meisten Palouse den Vertrag von 1855 nicht unterzeichneten und ihr Land nie an die Regierung verkauften, sahen sie sich immer noch als rechtmäßige Besitzer. Für sie bedeutete der Homestead Act nichts anderes, als das sie Anträge auf Landansprüche auf ihr eigenes Land stellen mußten. Doch bald gab es nur mehr wenige, die überhaupt noch Ansprüche stellen konnten.

Der Armeeoffizier J.W. MacMurray und örtliche Rancher, wie Daniel Lyons, Jack Pettyjohn und George Hunter, sowie Archie und Peter McGregor, schottische Immigranten aus Kanada, halfen einigen Palouse aus den oberen, mittleren und unteren Gruppen Landansprüche entlang des Palouse und Snake Rivers geltend zu machen. Daraus resultierend erhielten diese Leute Gebiete am Palouse River und am Snake River von Almota bis Quosispah. Karten des Katasteramtes dokumentieren die erfolgreichen Bemühungen des Militärs und der Zivilpersonen den Indian Homestead Act zu nützen.  So stellten einige obere und untere Palouse Anträge auf Landanspruch entlang des Snake Rivers in der Nähe von Almota und der Dörfer Sumuya, Tasawiks und Qosispah. Thomash und sein Bruder Chowatyet stellten Anträge in der Nähe von Sumuya, während Big Sunday Gebiete in der Nähe von Tasawiks beanspruchen wollte. Wolf Necklace stellte für seine große Pferdeherde einen Antrag auf Land zwischen Tasawiks und Qosispah. (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986;132-133)

Um 1884 reiste George Hunter mit Big Thunder und Chief Old Bones nach Colfax, um ihnen zu helfen Anspruch auf einen Homestead zu erheben. Jack H. Pettyjohn, 1859 ein Pionier im Touchet Tal, und Dan Lyons schlossen sich Hunter als inoffizielle Fürsprecher für die Indianer an. Jack H. Pettyjohn wurde am 1. Juni 1859 in Lynn County, Oregon, geboren. Als er ca. ein Jahr alt war, kam er mit seinen Eltern Hannah und Johnathan Pettyjohn ins Walla Walla County. Sie lebten in einer kleinen Blockhütte, die sein Vater auf seinem Land am Touchet River gebaut hatte. Entlang des Touchet River lebten Indianer, welche die Pettyjohn Familie kennen lernte. Sie wurden enge Freunde, besonders von der Oquaski-Bones Familie.

 

Mit der Hilfe dieser Weißen meldeten auch Husishusis Moxmox (Yellow Hair), Kah-yee-wach Kamiakin (Peter Bones) die Kamiakin Brüder We-yet-que-yet und T’siyiyak, sowie Yosyóos Tulikecíin (Sam Fisher) und andere, die den mittleren Palouse angehörten, indianische Wohngebiete unter den Bedingungen des Revised Indian Homestead Act von 1884 entlang des Palouse Rivers an. (R.D.Scheuerman, M.O.Finley 2008;126) Die Mitglieder der Kamiakin Familie lebten nach dem Tod des Häuptlings Chief Kamiakin 1877 weiterhin in Rock Lake und den umliegenden Gebieten. Da die älteren Söhne Kamiakins aber in Palouse Familien einheirateten, bewarben sie sich ebenfalls um Land entlang des Palouse und Snake Rivers. So verbrachte die erweiterte Kamiakin Familie mehr und mehr Zeit in Palus und entlang des Snake Rivers.

Leider standen einige Landansprüche der Palouse im Widerspruch zu den Anrechten, die der Northern Pacific Railroad 1870 vom Kongress zugesichert wurden. Zum Beispiel wurde es Sam Fisher, dem Enkel von Husishusis Kute, und fünf anderen Palouse gewährt in Sektion 17 Landansprüche geltend zu machen. Auf dieses Land hatte aber auch die Eisenbahn ein Anrecht, doch der Innenminister entschied 1886 zum Vorteil der Palouse. (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986;132) So gelang es ihnen einen Teil ihres Heimatlandes, ein Gebiet von über 1500 Morgen Land, von Palouse Falls bis Palus (Pa-luš-sa), wo der Palouse River mit dem Snake zusammenfließt, in ihren Besitz zu bringen. Dieses Gebiet, obwohl halb trocken und felsig, gab ihnen die Kontrolle über den gesamten unteren Palouse River Canyon, wo sie ihre Pferdeherden hielten und viele M‘ amins züchteten. Ihre Farmen stellten ein großes offenes Weideland für die Pferdeherden, die von Fisher, den Kamiakin Brüdern und anderen gehalten wurden, bereit.  Obwohl das durch den Homestead Act erworbene Land bis 1930 deutlich schrumpfte, gehören einzelne Parzellen entlang des Snake Rivers bis heute den Indianern. (A.C.McGregor, R.D.Scheuerman 2010;7)

Chief Moses von den Sinkiuse Columbias

(Courtesy of Grace Christianson Wenzel)

 

Nachdem die Regierung 1884 das „Moses Agreement“ bestätigt hatte, ließen sich Chief Moses (Loolowkin) von den Sinkiuse Columbias und viele Freunde und Verwandte der Moses-Columbias, darunter auch einige Yakamas im Colville Reservat nieder. Da die Lieblingstochter von Chief Moses „Sinsinq’t“ um 1882 den Sohn von Chief Kamiakin „Lukash“ heiratete, verstärkten sich die Verbindungen zwischen den zwei der bekanntesten Clans der Region. Da Lukash nun ein Mitglied des Moses’ Clans war, dachte die Kamiakin Gruppe, die in Palus lebte, nun verstärkt daran, sich in Nespelem im Colville Reservat anzusiedeln. Chief Kamiakin hatte seine Söhne angeleitet an die Kinder zu denken und das Leben im Reservat zu akzeptieren. So zog der stolze Überrest des Kamiakin Clans ungefähr 1885 mit seiner großen Pferde- und Rinderherde von Palus Richtung Norden in ein neues Leben. Tespaloos, Tomeo, Sk’olumkee, Piupiu K’ownot und andere Familienmitglieder schlossen sich Lukash im Colville Reservat an, obwohl die Kamiakins bis ins folgende Jahrzehnt auf keinen Volkszählungslisten der Agency aufschienen. (R.D.Scheuerman, M.O.Finley 2008;128)

Aufgrund von Recherchen kann man annehmen, dass ein Teil ihrer großen Pferdeherden im Palouse Country zurück blieb. Wahrscheinlich entlang des Palouse und Snake Rivers und in den Scabland Gebieten nordwestlich des Palouse Rivers, wo sie von Peter Bones und anderen, die noch in Palus lebten, gehalten wurden. Ein Teil wurde von Tomeo und Tespaloos und anderen ins Colville Reservat mitgenommen.

Später gehörten die Kamiakins zu den letzten traditionellen Häuptlingen der Colville Palouse. Ihr Leben wird in Buch "Finding Chief Kamiakin: The Life and Legacy of a Northwest Patriot" (2008) von Richard D. Scheuerman und Michael Finley skizziert. Viele Palouse wurden im Reservat rasch assimiliert und innerhalb kurzer Zeit hatten sie sich mit den verschiedenen Stämmen des Nordwestens vermischt, trotzdem versuchten sie so gut als möglich ihre Identität zu bewahren.

  Am Penawawa (Pinawáwih) Creek

Foto, H. Wagner 2011

 

Andere Palouse Indianer jedoch beharrten weiter stur darauf, auf dem Landstreifen ihrer alten Heimat entlang des Palouse und Snake Rivers zu bleiben. Die Kamiakin Brüder wussten genau, dass unter der sinkenden Anzahl an Dorfbewohnern in Orten wie Palus, Pinawáwih und Wawáwi  alte Leute waren, die dazu bestimmt waren, ihren Lebensabend in einer gewohnten Umgebung zu verbringen.

1890 zwang eine Pockenepidemie weitere Palouse in angrenzende Reservate zu gehen. Die Krankheit verbreitete sich unter ihnen, nachdem einige Palouse Frauenkleidung von weißen Bürgern aus Dayton gewaschen hatten. (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986;135) Unter jenen, die um 1890 starben, war auch Chief Husis-Paween selbst, der zu dem Entschluss gekommen war, mit seiner Familie und mitsamt ihrer Pferdeherde in das Colville Reservat zu ziehen. Doch bevor er handeln konnte, wurden auch er und viele andere vom großen Sterben erfasst. Ende 1893 gab es schwere Schneefälle, die zu Überflutungen führten, die die restlichen indianischen Pferdeherden eine Zeit lang auseinander trieben. Diese Umstände führten schlussendlich dazu, dass die Paweens und Poyahkins, sowie die Jim Billy Andrews Familie mit ihren Pferdeherden 1892 und 1893 nach Nespelem zogen. Auch der Sohn von Chief Tilcoax, Wolf Necklace (Peter Wolf) brachte einen großen Teil seiner riesigen Herden 1893 in das Colville Reservat. Der schnelle Zustrom so vieler Pferde auf die Bunchgrass Prärien im Nespelem Tal führte unweigerlich zu Eigentumskonflikten. Obwohl der Großteil der Herde vor dem Ritt in Richtung Norden zusammengetrieben und mit einem Brandzeichen versehen wurde, gab es einen Disput über Besitzansprüche, da es ja auch zu ehelichen Verbindungen kam. So heiratete nach dem Tod von Chief Húsis Paween desen Witwe Teek-ton-nay Wolf Necklace und mischte so Teile der Herde, die Paweens Brandzeichen trugen, mit Tieren der Tilcoax Familie. Vereinbarungen, die dieses Durcheinander lösen sollten, wurden schlussendlich getroffen. (R.D.Scheuerman, M.O.Finley 2008;131)

Weiters zwangen eingeschleppte Krankheiten wie Tuberkulose, Influenza und nicht zuletzt Hunger weitere Palouse in Reservate, wo sie wenigstens ein wenig Hilfe bekamen.

Carrie Jim - Aii-yut-to-ton-mii (Tochter von Mary Jim) Bildmitte mit Beatrice

und Hannes Wagner, Warm Springs Reservation 2014

 

 

Mary Jim Chapman, eine Stammesälteste erzählte später in Interviews die Anfang der 1980er von Alexander C. McGregor, R.D. Scheuerman und C.E. Trafzer gemacht wurden, dass ihre Großeltern davon sprachen, dass ganze Dörfer entlang des Snake Rivers ausgelöscht wurden, dass manchmal nur das Weinen von Kindern zu hören war und nur umherstreifende junge Menschen übrig geblieben waren. Mary Jim wurde 1910 in Samiyúuya (Sumuya) am Snake River geboren. Jedes Jahr im Herbst zog sie mit ihren Angehörigen den Snake River hinauf, um nach verschieden Wurzeln zu graben. So kamen sie auch oft nach Palus, um dort einige Zeit zu verbringen. Mary Jim waren viele der dort lebenden Bewohner bekannt. So erzählte sie in ihren Interviews vom Sohn des Yakama-Palouse Führers Chief Kamiakin „Skalumkee (Snake River) Kamiakin“ (1867-1949) und von „Tamayatut (Charlie Williams)“ (1879-1969) welcher der Sohn von Chief Kamiakins Sohn T`siyak war. Sie berichtete auch von „Yosyóos Tulikecíin (Sam Fisher), von „Kay-yee-wach Kamiakin (Peter Bones) und von anderen Dorfbewohnern, die in Palus lebten. All diese Männer waren großartige Pferdezüchter und besaßen noch immer große Herden unter denen viele M‘ amin Pferde waren. Mary Jim erwähnte wörtlich, dass es in Palus (Pa-luš-sa) viele gefleckte M‘ amin Pferde gab. (Oral History von Mary Jim Chapman, R.D.Scheuerman, A.C.McGregor 2010; 23). Mary Jim starb im Jahre 2000 in Toppenish, Washington. Ihr Wissen wird nun von ihrer Tochter Carrie Jim weitergetragen.

1895 verwendete Yosyóos Tulikecíin (Sam Fisher) zusätzliches Land, das an sein Land grenzte. Er verwendete nun einen breiten Streifen Land, insgesamt 150 Morgen, entlang des Ostufers des Palouse Rivers. Fisher und andere Palouse hüteten ihre großen Pferdeherden entlang eines zwei Meilen breiten Streifens neben dem Palouse River bis in die frühen 1900er Jahre. 1897 lebten nur mehr ca. 75 Indianer in Palus, unter ihnen Nachkommen der Gruppen, die einst von Hahtalekin, Big Thunder und Husishusis Moxmox geführt worden waren. Diese Palouse „blieben weiterhin hartnäckig auf diesem öden Boden, wo ihre Kinder geboren worden waren und ihre Mütter und Väter gestorben waren". (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986;134-135) Einige andere lebten verstreut im umliegenden Gebiet. Im Frühjahr 1903 kampierten 50 Palouse mit 300 Pferden in der Nähe von Kahlotus. (Spokesman Review, April 24, 1903) Sie befanden sich auf dem Weg nach Ephrata. Sie zogen dorthin, um nach Skolkol und Camas zu graben und dieses Sammeln wurde Jahr für Jahr wiederholt, bis keine Leute mehr übrig waren, um auf diese Pilgerreise zu gehen und die Camasfelder entwurzelt wurden.

Der Yakima Agent Lewis T. Irwin besuchte Palus im April 1897, um das Land und den Zustand der Indianer zu inspizieren. Er berichtete, dass die Indianer 10 Morgen kultivierten, aber primär vom Fischen lebten. Ihre Wurzelplätze waren von den Pflügen der Weißen zerstört worden und die Indianer hatten Mühe damit, sich mit Fischen durchzuschlagen, da an der Mündung des Columbia der meiste Lachs abgefischt wurde. Der Agent schrieb von den Palouse mit Respekt, aber er empfahl dem Commissioner sie „gewaltsam entweder in das Nez Perce, Umatilla oder Yakima Reservat umzusiedeln". (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986;135) Andere Indian Agents und weiße Siedler stimmten Irwins Vorschlägen zu. Acht Jahre später handelte das Indian Bureau nach dieser Empfehlung.

Palouse Dorf 1914 nähe Lyons Ferry

Foto, R.A.Fife - Yakima V.R.Library

Chief Old Bones mit seiner Frau Me-a-tat

Foto, Lee Moorhouse ca. 1890, University of Oregon Library

Grabstein von Chief Old Bones

Foto, Wagner 2011

 

In der letzten Dekade des 19. Jahrhunderts waren die verbliebenen Palouse von vielen Weißen Siedlern umgeben und die meisten zogen es vor im Reservat zu leben. Einzeln und in kleinen Gruppen zogen sie nach und nach in die umliegenden Reservate, in das Umatilla, Colville, Warm Springs oder Yakama Reservat. Sie waren Fremde im eigenen Land geworden. Das Dorf in Palus, einst das größte Dorf des Stammes, Schauplatz von wilden Pferderennen und historischen Treffen, war zu einem einfachen Lager zusammengeschrumpft, das aus zwei Tipis, einer Hütte mit einem Zelttuch und mehreren hölzernen Baracken bestand. (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986;136) Der 87 Jahre alte Tee-wa-tee-na-set, auch Waughaskie genannt und landläufig als Chief Old Bones bekannt, führte die kleine Gruppe, die aus ca. 25 Leuten bestand, an. Unter ihnen waren auch die Pferdezüchter Sam Fisher, Peter Bones und andere, die noch immer eine große Pferdeherde, in der viele M‘ amins vorkamen, besaßen. Diese Leute liebten gefleckte Pferde.

Im Frühjahr 1905 kam ein Dampfschiff mit amerikanischen Soldaten in Palus an und zwang die verbliebenen Indianer ihre Besitztümer zu sammeln und an Bord zu kommen, um sie in ein Reservat ins Landesinnere umzusiedeln. Die meisten Palouse Familien fügten sich dieser Anordnung und als sie an Bord waren, versammelten sie sich am Heck und blickten schweren Herzens zurück auf ihre Häuser und auf die Gräber ihrer geliebten Menschen. Doch der alte Chief Old Bones wollte nicht gehen. Er sagte, er würde dort nicht hingehören. Er ließ von einem Weißen einen Brief ans Weiße Haus schreiben. Er hatte Erfolg und man ließ ihn schlussendlich in Ruhe und gab ihm etwas Land an der Mündung des Palouse Rivers und flussaufwärts zu den Wasserfällen hin, wo er mit seiner Familie und einigen anderen lebte. (W.Fletcher 1994;148)

Chief Old Bones (Tee-wa-tee-na-set), von vielen auch Waughaskie oder Charley Bones genannt, wurde um 1827 geboren und in seinen Venen floß Cayuse und Umatilla Blut. Sein Cayuse Vater Chief Oquosky lebte im Exil am Touchet River, um nicht mit seinem Stamm in das Whitman Massaker hineingezogen zu werden. Dort lernte die Qquosky-Bones Familie die Jonathan Pettyjohn Familie kennen, welche sich im Walla Walla Valley am Touchet River ansiedelten. Aus dieser Bekanntschaft entstand eine langjährige Freundschaft. Als Chief Old Bones während des Bannack Krieges in Schwierigkeiten kam, flüchtete er nach Palus, wo ihn der Sohn von Jonathan – Jack Pettyjohn half einen Homestead zu erwerben. Viele Historiker und Leute hielten Chief Old Bones für einen großen Führer des Palouse Stammes, aber er war lediglich Chief seines Familien Clans. Als L.V. Mc Whorter Sam Fisher am 5 und 6. August 1939 besuchte, erzählte dieser folgendes über Chief Bones: „Der Name Chief ist eigentlich nicht richtig. Old Bones war kein Häuptling! Bei irgendeiner Pferdeshow in Spokane wurde er als ‚Häuptling’ bezeichnet". (L.V. Mc Whorter, Washington State Historical Society) Chief Old Bones heiratete ein Cayuse Mädchen Namens Me-a-tat und hatte mit ihr zwei Kinder, eine Tochter Namens Me-a-tu-kin-ma und einen Sohn. Sein Sohn und dessen Familie starben früh. (W.Fletcher 1994; 68) Seine Tochter Me-a-tu-kin-ma war mit Tespaloos (Tesh Palouse) einem Sohn von Chief Kamiakin verheiratet. Tespaloos war mit seinen Brüdern und Verwandten 1885 ins Colville Reservat gezogen und Me-a-tu-kin-ma war mit entgegengesetzten Verpflichtungen konfrontiert – einerseits gegenüber ihrem Ehemann, andererseits gegenüber ihren bereits alt gewordenen Eltern. Sie musste schmerzerfüllt entscheiden, welchen Weg sie einschlagen wollte, und sie entschloss sich schließlich auf dem Land ihrer Eltern zu bleiben und für sie zu sorgen. (R.D.Scheuerman, M.O.Finley 2008;128) Sie hatten einen Sohn Namens Kah-yee-wach auch Hiyouwath und Coosilican genannt. Der Name, dem ihm die Weißen gaben, war Peter Gibson, aber er nahm den Namen Peter Bones, nach seinem Großvater Chief Old Bones an. Chief Old Bones starb im Oktober 1915. Auf seinen Grabstein wurde das Jahr 1916 eingraviert, dieser Fehler entstand deshalb, weil der Grabstein erst 1916 angefertigt wurde und der Graveur dieses Datum verwendete. (W.Fletcher 1994;73)

Helen Fisher 1920

Foto W.F. Fletcher

Peter und Alex McGregor (1898). Die McGregors halfen den Palouse in ihrem Rechtsstreit.

Foto; A.C.McGregor, R.D. Scheuerman, Remarkable People and R. Land, 2010, s.16

 

 

Auch Yosyóos Tulikecíin (Sam Fisher) wurde gezwungen in das Colville Reservat zu ziehen. Dort lernte er seine zweite Frau Helen kennen die er auch heiratete. Sie war eine Nez Perce Frau aus Imnaha, die am Nez Perce Krieg von 1877 teilgenommen hatte. Helen war erst sieben Jahre alt als der Nez Perce Krieg begann. Ihre Mutter war Ilstúulkt. (G.Fisher oral history, R.D.Scheuerman, A.C.McGregor 2010;30) Sam verabscheute das Leben im Reservat und da er dachte noch immer Anspruch auf sein Land zu haben, wollte er wieder mit Helen in sein Dorf nach Palus zurück.  Fisher ermutigte andere die Indian Homesteads besaßen, das selbe zu tun, aber die meisten, unter ihnen Mitglieder der Kamiakin Familie, blieben im Colville Reservat. (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986;137)

Fishers Pläne endeten 1920, als Beamte des General Land Office ihn informierten, dass die Regierung ihm seine Farm entzogen hatte, da ihm eine Fläche im Colville Reservat zugewiesen worden war. Mit diesem Schachzug der Regierung verloren alle Palouse, denen Gebiete in einem Reservat zugewiesen worden waren, ihre Ansprüche auf ihr altes Land, aber auch das Recht, künftig Ansprüche auf öffentliches Gebiet zu erheben. Fisher wollte diese Regelung nicht akzeptieren und bewarb sich am 20. Juli 1922 erneut um Land am Palouse River. Seine Freunde Carter Slouthier und Peter Bones, Palouse Jack, Old Charley, Young Charles und andere schlossen sich ihm an und bewarben sich um zusätzliche 1100acres. (A.C.McGregor, R.D.Scheuerman 2010;20)

Ihre Anträge wurden abgelehnt, doch der Commissioner einigte sich aber darauf die Landfrage wieder aufzunehmen, falls Fisher und seine Freunde ihr Gebiet auf den zugeteilten Reservaten wieder freigeben würden. Fisher und seine Freunde verzichteten nun auf ihr Land im Reservat und so zog Fisher mit Helen 1924 auf seine alte Farm nach Palus zurück. (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986;138) Doch schon ein Jahr später erfuhr er, dass ein Weißer Namens Charles Harrison einen Antrag auf Palouse Land stellte, dass von Fisher und seinem Neffen Carter Slouthier beansprucht worden war (Carter Slouthier wurde später von Sam und Helen Fisher adoptiert und war der Vater von Gordon Fisher). Als die Palouse beim Federal Land Office in Spokane nach dem Antrag von Harrison nachfragten, erfuhren sie, dass sich das Katasteramt geirrt hatte, als sie dem Weißen erlaubt hatten, sich für ein Gebiet zu bewerben, das 1907 speziell für die Palouse Indianer vorgesehen worden war. Als Harrisons Antrag kontrolliert wurde, bestätigte das Katasteramt, dass der Antrag des Weißen abgelehnt worden war, aber das Fishers Antrag von 1922 und der seiner Freunde auch abgelehnt worden waren und der Akt am 27. August 1924 geschlossen wurde. Endtäuscht kehrten sie nach Palus zurück und züchteten weiter Pferde. Vorerst änderte sich auch nichts, bis 1927 das Katasteramt beschloss, alle Palouse Homesteads an weiße Siedler freizugeben, da die meisten Palouse ohnehin in Reservaten lebten oder bereits gestorben waren. Das fragliche Land wurde der Allgemeinheit am 26. Jänner 1927 zugeführt, nachdem es vorher den Palouse und anderen Indianern nicht mehr erlaubt wurde, das Land zu nutzen. (Grundbuchamt der Vereinigten Staaten Spokane, Washington, 3. August 1928)

Nun wurde auf einmal Harrisons Antrag anerkannt und Harrison beanspruchte das Land, das schon lange vorher von Sam Fisher und seinem Adoptivsohn Carter beansprucht worden war. Harrisons Bruder wollte das Land, das von Peter Bones beansprucht wurde. In ihrer Verzweiflung baten die Indianer ihre weißen Freunde, die McGregor Familie, um Hilfe. (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986;138), (Eidesstattliche Erklärung - Spokane, Washington, 3. Dezember 1927) Die McGregors waren Schottische Immigranten aus Kanada, die im Herbst 1883 im Palouse Country nach Orten suchten, um eine Ranch aufzubauen und kamen so in die Gebiete, die an die Farmen der Indianer grenzten. Die McGregors unterhielten freundschaftliche Beziehungen mit ihren Palouse Nachbarn und respektierten das Recht der Indianer auf ihr Land. Mit Hilfe der McGregors gewannen die Palouse den Rechtsstreit und konnten nun endlich friedlich auf ihrem Land wohnen. Sie züchteten Pferde, fischten, jagten und sammelten Nahrungsmittel und versuchten so gut es ging um die Runden zu kommen. Die McGregor Brüder pachteten einen Teil von Sam Fishers Land, um dort Schafe zu halten. Sam bat sie schließlich, die Pacht für 6 – 8 Jahre im Voraus zu bezahlen. „Ein interessanter Bursche", sagte Mr. McGregor. (W.Fletcher 1994;115)

Sam Fisher

Sam Fisher (Yosyóos Tulikecíin) 

Foto, WSU Library

Sam mit seiner ersten Frau Lucy

Foto; U.of Idaho, Arch.of Northwest Anthr. Moscow

Sam Fisher's Hütte in Palus

Foto, W.F. Fletcher

Palouse River Canyon, Sam liebte es durch den Canyon zu reiten

Foto, Wagner 2003

 

Yosyóos Tulikecíin

Sam Fisher (Yosyóos Tulikecíin), ein Enkel des berühmten Washani Anführers Husishusis Kute, lebte in Palus bis weit ins 20. Jahrhundert. Er wurde um 1853 geboren. Sam war einer der fünf Yosyóos Tulikecíins. Diese Linie ging auf die Zeit zurück, als die Palouse am Grande Rhonde gegen die Bannocks, oder „Berg Shoshonen", wie sie auch genannt wurden, kämpften. Laut der oral History von Gordon Fisher, dem Enkel von Sam Fisher, kamen die Bannocks öfter herauf, um Pferde zu stehlen.  „Einige von ihnen kamen herauf und waren auf einer Seite. Damals hatte der erste Yus-yus einen anderen Namen. Bevor das passierte, ging er hinüber nach Wanapum und traf dort einen spirituellen Führer. Dieser sagte zu ihm: „Der Rest der Männer soll rote und weiße Streifen am Bauch und an den Wangen tragen, aber deine Kraft wird Blau sein, bemale dein Gesicht blau". Und als Yus-yus dort war und all diese Krieger vor sich hatte, berieten diese sich zuerst, was sie tun sollten. Diese Kämpfer von den Bergen sagten: „Wir möchten gerne wissen, was der blaue Mann dazu zu sagen hat". Er war auch ein guter Kämpfer. So sprachen sie und er nahm diesen Namen an: „Man with Blue - Yus-yus Tule-kaskin". (Yosyóos Tulikecíin - blauer Mann oder Mann mit etwas Blauem bedeckt). So bekam auch Sam diesen Namen und war bei seinen Leuten als Yosyóos Tulikecíin bekannt. (G.Fisher oral history, R.D.Scheuerman, A.C.McGregor 2010;31) Sam erwähnte auch, dass seine Vorfahren vor diesem Ereignis als Wakanuk bekannt waren. (Eidesstattliche Erklärung - Spokane, Washington, 3. Dezember 1927)

Fisher hielt am alten Washani Glauben fest und behielt seine Zöpfe lang. Sam wollte seine langen Zöpfe nicht abschneiden und bei den Festen, die später nur unregelmäßig am Columbia oder rund um Cayuse in Oregon stattfanden, tanzte er den Washat. Obwohl er bereits 84 Jahre war, tanzte er sehr gut. (C. Relander 1986; 118) Sam war mittelgroß, trug einen breitkrempigen Hut und hatte ein helles, rotes Halstuch umgebunden. Auf juristischen Dokumenten verwendete er seinen Fingerabdruck als seine Unterschrift. Er war einer der ersten Palouse gewesen, die unter den Bedingungen des Revised Indian Homestead Act von 1884 Anspruch auf einen Homestead erhoben.

Sams erste Frau war ein Umatilla Mädchen namens Lucy. Sie hatte zwei Söhne, die aber beide schon jung starben. Sam und Lucy waren nicht glücklich verheiratet und so brachte er sie zu ihren Leuten zurück. (W.Fletcher 1994;114)

Als Sam ins Colville Reservat musste, lernte er dort das Nez Perce Mädchen Helen kennen. Er heiratete sie und lebte mit ihr bis zu ihrem Tod 1940 in einer kleinen Hütte in Palus. Helen war die letzte, die auf dem alten Dorffriedhof in Palus begraben wurde. Manchmal lebten die Fishers in einem Tipi auf seinem Land im Hügelgebiet. Im Frühling und Sommer campierten sie auch manchmal am Cummins Creek, einem Arm des Tucannon. Dort konnte Sam fischen, jagen und verbrachte mit Helen viel Zeit damit Lederhandschuhe und Mokassins zu machen.

Sam Fisher hatte eine besondere Gabe Pferde zu züchten, die ihn sogar unter seinen eigenen Leuten hervorstechen ließ. Seine Pferde waren vor allem wegen ihrer Härte, Willigkeit, ihrer Geselligkeit, Trittsicherheit und Ausdauer bekannt. Er züchtete sein ganzes Leben Pferde unter denen viele M‘ amins waren. Er baute für die Indianer eine große Herde auf, da sie viele Pferde in den Kriegen mit den Weißen verloren. Sam hatte auch Rinder, die alle auf seinem Land am Palouse River weideten. Er ritt seine Pferde zu, indem er ihnen zuerst für ein paar Tage die Füße zusammenband. Dann erst ritt er sie, das ließ sie zahmer werden und es war leichter auf ihnen zu reiten. (W.Fletcher 1994; 114) Fisher liebte gefleckte Ma`min Pferde und er züchtete sie, indem er „eine kräftige Medizin“ verwendete. Dreimal markierte er „die trächtige Stute mit einer Tinktur aus einer  speziellen Farbe, die mittels einer geheimen Formel gemixt wurde und im entscheidenden Moment aufgetragen wurde.“ (Frank G. Roe 1968; 154) George Hatley und Francis Haines besuchten Sam Fisher 1947, damals war Sam ca. 94 Jahre alt und abgesehen davon, dass er an Zahnschmerzen litt (er hatte noch immer all seine Zähne), ging es ihm gut. Trotz seines fortgeschrittenen Alters schien er großen Gefallen daran zu finden mit beiden Besuchern über seine Pferdezucht zu sprechen. Er erzählte ihnen, dass er einst viele M‘ amin Pferde hatte und dass sein Vater sowie auch sein Großvater M‘ amins züchteten, lang bevor er geboren wurde. Hatley und Haines fragten ihn auch nach Mustern, bevor es Einflüsse von Pferden gab, die von den Siedlern gebracht wurden und er sagte: Einige hatten wenige Flecken, einige waren weiß, einige werden mit dem Alter fast weiß und einige hatten viele Flecken". Er machte auch Gestiken mit denen er die Flecken und das Ritual beschrieb, um ein besonders farbenprächtiges Fohlen zu bekommen. Diese Aussage zeigt, dass es bei den gefleckten Palouse Pferden immer Markierungen und Variationen gegeben hat, von leicht gefleckten Roans bis zu sehr farbenprächtigen Tieren. Als er den relativen Wert eines Palouse Pferdes im Verhältnis zu anderen Pferden in einer Sprache, die alle verstanden, beschrieb, sagte der Indianer: „Ein Palouse Horse – Eine Wagenladung voll mit anderen Pferden". (The Western Horseman, März 1954) Sam fand in den vielen Jahren seiner Pferdezucht heraus, dass auch farbige Eltern nicht immer gefleckte Pferde produzierten und dass auch aus mehreren gleichen Anpaarungen immer wieder verschieden gefärbte Fohlen hervorgingen. Sam Fisher liebte die Palouse Hügel, welche schon länger die Heimat seiner Vorfahren gewesen waren, als er sich erinnern konnte. Er ritt seine M‘ amin Pferde über die Hügel, über Felsgestein und Wüstensalbei. Von den hohen Hügeln aus konnte er sogar die Blue Mountains in der Ferne sehen.

Der alte Palouse Indianer liebte es, seine gefleckten Pferde durch die Canyons und Schluchten zu reiten und das machte er bis in seine späten 80er, bis er von einem Pferd geworfen wurde und sich schwer verletzte. (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986;139) Sam verbrachte sein restliches Leben in Palus und züchtete bis in die späten 1930er Jahre Pferde. Zu diesem Zeitpunkt gab es durch die voranschreitende Motorisierung keinen Markt mehr für die schnellen, drahtigen und harten Palouse Pferde. Farmer, welche noch Pferde benötigten verwendeten großteils schwere Arbeitspferde und so war Sams große Herde auf etwa 30 Tiere geschrumpft.  Langsam verschwanden die letzten Indianer aus Palus und mit ihnen auch die letzten M‘ amin Pferde.

Dieser Artikel vom Historiker Manring, erschien

am 3.Mai 1936  im Colfax Gazette Commoner.

(WSU Library)

ein Schreiben von Sam's Sohn Carter Fisher 1947

(WSU Library)

 

Am 5. und 6. August 1939 machte L.V. Mc Worther eine kurze Reise zu den alten Besitzungen der Palouse Indianer an der Mündung des Palouse Rivers. Er erwähnt in seinem Bericht an das Kuratorium der Washington State Historical Society, das Sam Fisher ein einsamer „Wächter seiner Verlorenen Heimat", ist und das Fishers Hauptinteresse dem alten Dorffriedhof galt, der in unmittelbarer Nähe seines bescheidenen Zuhauses lag. Fisher hütete und bewachte die alten Grabstätten seiner Vorfahren vor Grabräubern. Er umzäunte den alten Friedhof mit einem sechssträngigen Stacheldrahtzaun, den er ganz einfach gebaut hatte. Er erzählte L.V. Mc Worther nicht ohne Stolz: „Ich habe diesen Zaun ganz alleine gemacht. Ich habe die Pfosten gemacht und alles andere vor etwa 10 Jahren. Ich habe den Draht selbst bezahlt". In seinen letzten Jahren, als er alleine war, machte er mit Peter Bones im Frühling oft einen Ausflug nach Celilo, um an den großen Fischfängen teilzunehmen. Er verbrachte auch viel Zeit damit seine Geschichten mit Maurice den Sohn von McGregor zu teilen und nach Starbuck und Hooper, Washington, zu reisen, wo er seine wunderbaren Geschichten und Erlebnisse seinen vielen Freunden erzählte. Auf seinem Pferd ritt Fisher oft nach Hooper, der Stadt wo das McGregor Unternehmen war, um Vorräte einzukaufen und mit den Ranch Arbeitern Geschichten auszutauschen. Im Februar und Mai 1936 erschienen im Colfax Gazette Commoner zwei interessante Artikel vom Historiker Manring mit der Überschrift: "The Last Palouse" und "Last Full-Blooded Palouse Indian Poses For Camera". Ein Artikel davon wurde in der Section 6 der Spalding Centenial Number der Lewiston (Idaho) Morning Tribune noch einmal abgedruckt und zwar mit der Überschrift: „Der alte Sam Fisher, der letzte Palouse, hütet die verlassene Heimat an der Mündung von Snake und Palouse River".

Im August 1947 erkrankte Sam Fisher und ging in das Hospital nach Pasco, wo er sich nochmals gut erholte. In seinem letzten Lebensjahr zog Fisher zu Verwandten ins Colville Reservat, wo er 1948 starb. Er wurde in Nespelem begraben. Der Mann, von dem viele gesagt haben, er sei der letzte Vollblut Palouse gewesen, starb mit dem Glauben, nicht zuerst das Leben und dann der Tod, sondern zuerst der Tod und dann das Leben. Sam war nicht der letzte Indianer der in Palus lebte, auch Peter Bones lebte bis zu seinem Tod 1954 noch in Palus und kümmerte sich um die Gräber seiner Vorfahren am alten Dorffriedhof.          

Peter Bones

Kah-yee-wach Kamiakin (Peter Bones)

Foto; Washington State Historical Society,

(Roger Chute S1991.51.2.528)

Bau der Union Pacific's Joso Bridge 1911 bis 1912.

1914 wurde sie in Betrieb genommen,

(Lyons Ferry State Park)

Die Bones Familie in Palus, links außen Peter Bones

Foto, Yakima V.R. Library

Lyons' Ferry am Snake River ca. 1950

Foto, Robert Eddy Collection

 

Kah-yee-wach Kamiakin

Peter Bones (Kah-yee-wach Kamiakin), auch Hiyouwath oder Coosilican genannt, war der Sohn von Tespaloos und wurde 1895 geboren. Der Name, den ihm die weißen gaben, war Peter Gibson, aber er nahm den Namen Peter Bones, nach seinem Großvater Chief Old Bones, an. Peter war ein kleiner, untersetzter Mann. Er trug sein Haar in langen Zöpfen, er war stolz darauf und trug sie nach dem Brauch seiner Vorfahren. Er trug immer einen breitkrempigen Filzhut und Stiefel. Peter war schon als Kind verkrüppelt. Die Geschichte dazu lautet folgendermaßen: Er wurde von seinem Onkel als kleiner Junge auf ein Pferd gebunden und als er ritt, wurde der Sattel locker und glitt ab. Da er an den Sattel gebunden war, wurde Peter auf dem unebenen Boden mitgeschliffen bis das Pferd zum Stillstand kam. Peter wurde schwer verletzt und seine Freunde dachten er wäre tot und begruben ihn im Morast. Nach drei Tagen kam er aus dem Morast heraus, aber die Verletzungen bewirkten, dass er ein Leben lang ein Krüppel blieb.  Ab diesem Zeitpunkt konnte er seine Beine nicht mehr richtig heben um zu gehen, sondern konnte nur noch schleppend gehen. Als er älter wurde, wurde das Gehen für ihn noch schwieriger. (W.Fletcher 1994; 75, 142) Peter Bones war ein hervorragender Pferdekenner. Er liebte gefleckte M‘ amin Pferde und ritt sie gerne durch den Palouse River Canyon und über die Palouse Hügel. Peter Bones war nach der Zwangsumsiedelung 1905 bei seiner Familie geblieben, da die Regierung seinen Großvater Chief Old Bones etwas Land zugesprochen hatte. Er züchtete Pferde und hütete einen Teil der Pferdeherden, die von Fisher und den Kamiakins zurückgelassen wurden, als diese ihn das Colville Reservat zogen.

Als 1911 die Highline Joso Eisenbahnbrücke über den Snake River in der Nähe des Palouse Dorfes in Palus errichtet wurde, sah Arnold Harvey die Bones Familie im Dorf. Da sich die meisten Indianer zu diesem Zeitpunkt ihn einem Reservat befanden, lebten nur sehr wenige Indianer im alten Dorf.  Arnold Harvey und sein Bruder Oss waren damals Buben und suchten am Snake River nach Treibholz und so kamen sie ins Palouse Dorf. Die Indianer standen um das Lagerfeuer und ein großer, schwarzer Kessel hing über dem Feuer. Die Indianer luden die Buben ein zu bleiben und mit ihnen zu essen. Die Buben schauten in den schwarzen Kessel und sahen, dass ein Hund gekocht wurde. Sie blieben nicht zum Essen. (W.Fletcher 1994; 161) In dieser Zeit war es für die Bones Familie und wenigen anderen Alten, die in Palus lebten, sehr schwer über die Runden zu kommen. Die Regierung sah zu dem Zeitpunkt, als sie der Bones Familie ein Stück Land überließ, auch eine Zuwendung für die alten Menschen vor. So kam eines Tages ein Vertreter der Regierung in das Dorf, um ihnen ein wenig auszuhelfen. Er gab ihnen etwas Geld und bemerkte, dass sie viele Pferde hatten, die durch Inzucht gezüchtet waren. Der Vertreter plante die Herde zu verbessern, indem er die besten Stuten auswählte und zu diesem Zweck zwei Hengste heranschaffen ließ. (W.Fletcher 1994; 161)

Zu diesem Zeitpunkt betrieb die Frau von Daniel Lyons, welcher 1884 der Bones Familie half sich einen Homestead zu sichern, gemeinsam mit Everett Truit eine Flussfähre, welche direkt vom Palouse Dorf über den Snake River führte.  Die erste kommerzielle Fähre wurde von Edward L. Massey 1860 in Betrieb gesetzt und wurde Palouse Ferry genannt. Sie wurde verwendet um den Fluss zu überqueren, als L. John Mullan die Mullan Straße nach Benton, Montana, errichtete. Daniel Lyons Esq. (Adeliger) und John C. Markley kauften die Palouse Fähre und betrieben sie bis 1893 als Lyons starb. Danach betrieb seine Frau die Fähre viele Jahre lang mit der Hilfe von Everett Truit. Die Fähre wurde „Lyons Ferry Way Station" genannt. 1926 übernahm Cummings die Fähre. Er nannte die Fähre „Lyons Ferry" zu Ehren der Familie, die sie so lange betrieben hatte. Dieser Name ist noch immer bekannt und heute befindet sich dort der Lyon‘s Ferry State Park. Die Lyons Familie hatte mehr als 200 Pferde an diesem Übergang stationiert, welche an die Passagiere verkauft und für den Handel verwendet wurden. Sie verkauften auch Vorräte, Tierfutter und Speisen an die Reisenden. (W.Fletcher 1994; 123) Die Indianer waren mit den Fährenbetreibern gut befreundet und stellten sich Reisenden oft vor, wenn diese an der Nordseite des Flusses in Palus ankamen. Durch die enge Freundschaft mit den Lyons hatten die Palouse keine Schwierigkeiten, um an Pferde von Weißen zu kommen, wenn sie welche wollten. Der Vertreter der Regierung konnte nicht wissen, dass Peter Bones und andere Palouse, die noch im Dorf lebten, ihre eigenen Pferde mehr schätzten und keine fremden Rassen einkreuzen wollten. Für sie war ein Palouse Pferd um ein Vielfaches mehr wert als ein Pferd der Weißen. Da sie an ihrer eigenen Pferderasse festhielten, bevorzugten sie die Zucht mit verwandten Tieren aus dem eigenen Bestand.

Die Lyons Ferry ist heute eine Attraktion im Lyon's Ferry State Park

Foto, Wagner 2011

Peter Bones mit M' amin Pferd nähe Palouse Falls, 1914

Foto, Washington State Historical Society (Roger Chute S1991.51.2.454)

 

Ervin Ritter übernahm die Fähre und betrieb sie, bis er sie 1945 an Ruth und Nae Turner verkaufte. Die Turner‘s bauten 1949 eine neue Seilfähre. Diese verkehrte so lange am Fluss, bis 1968 eine Brücke über den Fluss gebaut wurde und die Fähre keine Verwendung mehr fand. Sie ist heute eine Attraktion des Lyon’s Ferry State Park.

Als die Schienenarbeiter 1913 an der hohen Brücke über den Snake River arbeiteten und Pferde für Sonntagsausflüge wollten, trieb Peter Bones eine kleine Herde von Palouse Pferden zusammen und die Männer konnten sich Pferde aussuchen. Viele dieser Pferde waren M‘ amins, blue oder red roans. (C.Relander 1986;116)

Als Peter’s Großvater Old Bones blind wurde, war Peter immer da, um ihm zu helfen und als die alten Menschen nacheinander starben, sorgte Peter dafür, dass sie ein angemessenes Begräbnis hatten. (W.Fletcher 1994; 76) Am 4. Jänner 1921 erhielt Peter Bones von der Regierung das Trust Patent für Landanteile im Umatilla Reservat, doch er verbrachte die meiste Zeit in Palus bei seiner Mutter und Großmutter. Peter‘s Großmutter Me-a-tat von den Weißen auch Mary Bones genannt, starb am 2. Februar 1928. (Colfax Communer Feb.1928) Peter‘s Mutter, Me-a-tu-kin-ma die auch von einem Pferd verletzt wurde und dadurch verkrüppelt war, starb um 1936. (W.Fletcher 1994; 74) Sie kroch im Lager auf Händen und Knien umher und als die Zeit kam, um hinaus auf die Camas Felder zu ziehen, banden die Indianer eine alte Matratze auf ein Pferd und setzten sie auf diese Matratze. So zog sie mit den Anderen los und als sie auf den Camas Böden angekommen waren, kroch sie umher und suchte nach essbaren Wurzeln. (C.Relander 1986; 116)

Um 1918 verkaufte die Regierung Land entlang des Palouse Rivers an den Straßenbauunternehmer Harvey Barr. Als Harvey Barr das Land kaufte, weideten ca. 40 Palouse Indianerpferde auf diesem Gebiet. Barr ließ die Pferde von zwei Angestellten und Familienmitgliedern zusammentreiben und verkaufte sie ans Forest Service. Bar behielt zwei M‘ amins, sie waren drei und vier Jahre alt und nicht zugeritten. Der Vierjährige sprang über einen Zaun, verfing sich in einem Draht und verlor dadurch ein Bein, worauf er erschossen werden musste. Der Dreijährige wurde ein gutes Reitpferd. Er war ein schönes Pferd mit einem weißen Blanket und Flecken. (W.Fletcher 1994; 162-163)

Wie sein Freund Sam Fisher und Andere gewann auch Peter Bones durch die Hilfe der McGregors den Rechtstreit gegen die Harisons für sein Land entlang des Palouse Rivers, für welches er 1922 einen Antrag stellte. So erhielt Peter Bones zusätzliches Land am Westufer des Palouse Rivers. Nach der Rückkehr 1924 von Fisher und Anderen nach Palus konnte er gemeinsam mit seinen Freunden jagen, fischen, Pferde züchten und durch die Schluchten des Palouse River Canyons reiten.

Nach dem Tod seiner Mutter verbrachte Peter Bones viel Zeit außerhalb von Palus und reiste oft ins Umatilla Reservat. Dort half er Verwandten und Bekannten eine große Pferdeherde aufzubauen, in der viele M‘ amins vorkamen.

In Peter‘s letzten Jahren, als alle Pferde weg waren und Sam Fisher verstorben war, nahmen ihn Passagiere der Lyons Fähre dorthin mit, wo er hin wollte. Manchmal fuhr er mit der Eisenbahn, die etwas unterhalb der Fähre den Snake River überquerte. Er reiste herum, um Freunde in Umatilla, Yakima und Celilo zu besuchen.

1953 hatte Peter Bones einen Schlaganfall und Ruth Turner, die Betreiber der Lyon`s Fähre, fand Peter krank in seiner Hütte am Hügel und brachte ihn nach Dayton, Washington, ins Krankenhaus. Von dort wurde er ins Colville Indianerreservat gebracht, wo er eine Zeit lang blieb. Dann kam er in das Cushman Government Hospital in Tacoma. Da er zu dieser Zeit sehr gebrechlich war, hatte er sich entschieden das Krankenhaus zu wechseln, um in der Nähe seiner Heimat zu sein. So brachte man ihn in das Robinson Pflegeheim in Dayton, wo er am 13. August 1954 plötzlich verstarb. (W.Fletcher 1994; 76)

Peter Bones wurde 59 Jahre alt. Die einzigen bekannten Verwandten zu dieser Zeit waren C. Jackson aus Lapwai und Francis Shillal aus Cayuse, Oregon. Er wurde nicht, wie er es sich gewünscht hatte, in der Heimat seiner Kindheit am alten Dorffriedhof in Palus begraben, sondern auf einem Friedhof der Weißen in Dayton City. Er war der letzte Lebende im Dorf Palus und auch der letzte der Bones Familie. In der Einsamkeit einer verfallenen Hütte, die krachte und bebte wenn der Wind aus dem Canyon kam, grübelte er: „Ist dies das Ende oder der Anfang?“ Edith Shute war eine der Krankenschwestern im Robinson Pflegeheim zu der Zeit als Peter Bones aufgenommen wurde. Sie sagte, dass Peter Bones sehr angenehm zu pflegen war. Im Pflegeheim wurde sein Haar nicht geschnitten, sondern schön gezopft, wie es sein Brauch war. Er trug sein Haar in zwei Zöpfen, die vorne hinunter hingen, wie sie sein Großvater Chief Old Bones getragen hatte.

Ausgrabungsarbeiten am alten Dorffriedhof in Palus 1964

Foto, W.F. Fletcher

Palouse Dorf in Palus vor der Überflutung

Im Hintergrund die Union Pacific's Joso Bridge

Foto, Yakima V.R. Library

Der Lower Monumental Damm wurde 1969 fertig gestellt

und die Gegend des Palouse Dorfes überflutet

Foto, Wagner 2011

 

Am 5. November 1963 wurde vom Nez Perce Tribal Executive Committee in Lapwai, Idaho, ein Beschluss gefasst, die Gräber des alten Dorffriedhofes in Palus zu verlegen, da sie in Gefahr waren, vom Wasser des Lower Monumental Staubeckens überflutet zu werden. Die Arbeit wurde von Archäologen des WSU Department - Laboratory of Anthropology - unter der Leitung Dr. Richard D. Daugherty verrichtet. Die Ausgrabungsarbeiten begannen am 26. Juni 1964 und wurden am 26. August 1964 beendet. Die menschlichen Überreste von 251 Personen wurden von den historischen Palouse Gräberfeldern freigelegt. (W.Fletcher 1994; 129) In die Ausgrabung wurde viel Zeit investiert, die Gräber wurden genauestens vermessen und fotografiert. Das Alter und das Geschlecht des Leichnams wurden bestimmt und Merkmale, wie Lage, Art des Sarges und eine komplette Auflistung der Artefakte wurden für jedes Grab aufgezeichnet und angegeben. Anschließend wurden die Artefakte und Skelette in einer Abteilung der Universität in Pullman gelagert.

Am 6. März 1965 brachte man einen Teil der menschlichen Überreste von der Universität in Pullman in ein Gemeinschaftsgrab an einen neuen Ort, auf einem Hügel, von dem aus man die Täler des Snake und Palouse Rivers überblicken konnte. Eine beschriftete Steinplatte und der originale Grabstein von Chief Old Bones wurden in die Betonplatte integriert, welche die neue Grabstätte abdeckte. Im Sommer 1965 wurde die Grabstätte geweiht. Der Lower Monumental Damm wurde 1969 fertig gestellt und dadurch die Gegend des Palouse Dorfes und des alten Dorffriedhofs überflutet.

Der andere Teil der menschlichen Überreste aus dem alten Dorfriedhof in Palus blieb bis 2006 in der Uiversität in Pullman gelagert, um weitere Untersuchungen durchführen zu können. Erst am 16.Juni 2006 wurden die verbliebenen Überreste in einer feierlichen Wiederbestattung im Gemeinschaftsgrab von 1965 beigesetzt. Auch die sterblichen Überreste von Helen Fisher wollte man 2006 im Gemeinschaftsgrab beisetzen. Doch der Enkel von Sam Fisher, Gordon Fisher, wollte die Überreste von Helen nach Nespelem bringen, um sie dort bei Sam Fisher zu bestatten. Da dies aber nicht möglich war, verblieben die Überreste von Helen in der Universität in Pullman. Nach dem Tod von Gordon Fisher 2010 wurde Helen mit ihm gemeinsam in Lapwai im Nez Perce Reservat begraben, wo sie endlich ihre letzte Ruhe fanden. (Dialog, Wagner – Scheuermann 2011) Carrie Jim Chapman, die ich im August 2014 in der Warm Springs Reservation besuchte, erzählte mir, dass nicht alle menschlichen Überreste von 1964 im Gemeinschaftsgrab 2006 beigesetzt wurden, sondern dass sich noch immer weltweit in verschiedenen Universitäten Überreste für Forschungsarbeiten befinden. Es ist traurig, dass man die Palouse auch 50 Jahre nach den Ausgrabungsarbeiten noch immer nicht in Frieden ruhen lässt.

Da Sam Fisher, Peter Bones und andere in Palus lebende Pferdezüchter in keine Kriege verwickelt wurden und das Leben im Reservat ablehnten, blieben ihre Pferdeherden reinrassig. Die Regierung stellte ihren Tierbestand nicht sicher, wie sie es bei den NezPerce und Palouse nach der Kapitulation von Chief Joseph gemacht hatte.  Das bedeutet weiterhin, dass es nirgendwo eine reinrassigere, ununterbrochenere M‘ amin Pferde Linie gibt als jene, die von der Zucht dieser Leute abstammt. Einer Zucht, die über zwei Jahrhunderte von den Palouse betrieben wurde.

 

Wolf Necklace

Wolf Necklace, Palouse Chief

 

Jacob Harder 1864-1943

Wolf in Washington D.C. im Dezember 1889

National Anthropological Archives, Smithsonian Institution

Wolf's Hütte

Diese Hütte steht heute in einem Museum in Ephrata, WA

Foto, Wagner 2014

Prof. R.D.Scheuerman mit Wilson Wewah einem Nachkommen

von Wolf Necklace in Lyons Ferry

Foto, R.D.Scheuerman

 

Harlish Washomake

Wolf Necklace (Harlish Washomake), ein Sohn von Chief Tilcoax, gehörte zu den unteren Palouse. Er war ein guter Pferdekenner mit Geschäftssinn, der viele seiner Pferde in der Umgebung verkaufte. Mit der Eisenbahn brachte er seine besten Pferde auf weit entfernte Märkte ihm Osten. Er stellte um 1884 mittels des Homestead Act einen Antrag auf Land zwischen Tasawiks und Qosispah am Snake River. Er war nach dem Krieg 1858 in sein Gebiet zurückgekehrt und baute mit seinen beiden Brüdern, Sheplakhaween und Whokokawhyken, wieder eine große Pferdeherde auf,  wie sie schon ihr Vater Tilcoax gehabt hatte. Wolf war die treibende Kraft in diesem Unternehmen und seine Herde weidete auf hunderten Quadratmeilen zwischen dem Snake und Moses Lake in Zentral Washington, bevor die Region um Pasco von weißen Siedlern besiedelt wurde. (C.Relander 1986; 107, C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986; 133)

1870 wurde in Adams County, in der Nähe des heutigen Ritzville, Washington, an der nördlichen Grenze des Heimatlandes der Palouse Indianer das erste weiße Gehöft bewilligt. Dieser Bauernhof befand sich südlich der heutigen „Harder Ranch". Der heutige Ranch Besitzer, Jake Harder, sagte, dass sein Großvater, Jacob Harder, 1883 in das Gebiet kam und dass er aufgrund der Erzählungen seines Großvaters weiß, dass die Palouse Indianer mit ihren Pferden Handel mit Stämmen betrieben, der bis ins Mississippi Gebiet reichte. Annine Harder, die Frau von Jacob Harder, schrieb im Ritzville Adams County Journal: „ In diesen Tagen, als die Harder Familie angekommen war, gab es keine Zäune nur offenes Weideland vollbedeckt mit Grass. Tausende Pferde, nachkommen von Spanischen Pferden, durchstreiften das Gebiet am Snake River. Der Indianer Wolf, Chief des Palouse Stammes, besitzt tausende Pferde auf seinen Land.  Wolf ist bekannt durch seinen Handel mit den Weißen in Sachen Pferdeverkauf". (Ritzville Adams County Journal; Juni 23, 1960, Seite 04) Die Aufzeichnungen des Großvaters von Jake Harder, Jacob Harder, besagen, dass Wolf Necklace die beste Quelle für Pferde war und dass die Harders intensiven Pferdehandel mit Wolf betrieben, der eine riesige Herde besaß. (WSU Interview, Jake Harder)

1889 besaß Wolf mehrere tausend Pferde, aber Wolf besaß nur eine Quarter-Section Land und verwendete hunderte Morgen vom öffentlichen Land. Er war oft besorgt, dass er nicht genug Land hatte, um seine große Herde zu halten und so entschied er sich, Land von der Regierung zu kaufen und es seinem Homestead einzuverleiben. Außerdem hatte Wolf Schwierigkeiten mit dem Steuereintreiber von Franklin County im State Washington. Dieser glaubte, Wolf besteuern zu müssen aufgrund der Tatsache, dass Wolf keine U.S. Staatsbürgerschaft besitze und somit auch keinen Anspruch auf Bürgerrechte hätte. Ein Gutachter von Franklin County bewertete mehrere hundert Pferde aus Wolf’s Herde, die der Sheriff dann verkaufte, um die Ansprüche des Steuereintreibers zu befriedigen. (C.Relander 1986; 108) Trotz massiver Proteste konnte Wolf nichts gegen dieses Urteil unternehmen.

In seiner Verzweiflung bat Wolf Necklace den Umatilla Agent, Major Lee Moorhouse, um Hilfe. Beide waren der Meinung, dass es sich hier um eine Missachtung der Vertragsabkommen handelte. Um mehr Land von der Regierung zu kaufen und um die U.S. Staatsbürgerschaft zu erlangen, reiste Wolf im Dezember 1889 mit einer Delegation nach Washington D.C., um den Commissioner für indianische Angelegenheiten, Thomas J. Morgan, wegen dieser Sache zu sprechen. Major Lee Moorhouse, der im Frühjahr 1889 Agent des Umatilla Reservates wurde und ein Freund von Wolf war, organisierte die Reise. In der Gruppe der Delegation reisten Chief Peo (Umatilla), Homli (Walla Walla), Showaway und Young Chief von den Cayuse. Das Treffen sah vor über verschiedene Abkommen und Verträge sowie über Landzuteilungen zu diskutieren. Der Umatilla Reservats Dolmetscher, John McBean, begleitete die Gruppe. Wolf Necklace war kein Bewohner der Umatilla Reservation, durfte aber durch seine Freundschaft mit Moorhouse mitreisen. Außerdem musste sich Wolf bereit erklären, die Kosten des Dolmetschers zu übernehmen. (S.L.Grave, Peoples oft he Plateau; 2005)

Wolf blieb eine Zeit lang in Washington, denn er glaubte, dass der Commissioner für indianische Angelegenheiten bald eine Entscheidung treffen würde. Als ihm sein Geld ausging, telegrafierte er seinem Sohn, der ihm 300.-- Dollar überweisen sollte. Dieser war jedoch Analphabet und ein Weißer las seine Nachricht. Es kursierten Gerüchte, das Wolf Necklace durch seinen Pferdehandel zu beachtlichem Wohlhaben gekommen sei und sein Geld mehr als 20 000.-- Dollar in verschiedenen Plätzen auf seinem Homestead versteckt hatte. Der Weiße folgte dem Sohn und bekam mit, wo das Geld versteckt war, stahl einen Teil und konnte fliehen. (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986; 134)

Chief Wolf verlor mehr als sein Geld. Seiner Bitte das Bürgerrecht zu erlangen wurde nicht Folge geleistet. Er bekam auch nicht das Weideland, welches er benötigte – das Land seiner Väter – sein Land. Er reiste nach Hause wo ihn neue Schwierigkeiten erwarteten. Charles Ike, der in der Sache mit dem Steuereintreiber von Franklin County als Dolmetscher angeheuert worden war, verlangte 250.-- Dollar für seine Dienste. Wolf konnte nicht zahlen und so kam es zu einem Verfahren, welches Ike gewann. So beauftragte das Gericht den Sheriff 250 weitere Pferde von Wolf zu nehmen und wieder konnte der Häuptling nichts gegen dieses Urteil tun. Es gab viele Eifersüchteleien aufgrund des finanziellen Erfolgs eines Indianers, der, wie viele dachten, eigentlich in ein Reservat gehören würde.

Wolf Necklace, in historischen Dokumenten auch bekannt als Harlish Washomake oder Tilcoax der Jüngere, versuchte sich der Richtung der Pioniere anzupassen, aber er war an die Abkommen gebunden. Obwohl er versucht hatte, wie ein Weißer zu leben und sich ein beachtliches Unternehmen aufgebaut hatte, gewährte man ihm keine Staatsbürgerschaft, obwohl seine Leute dieses Land länger bewirtschaftet hatten als man sich an ihre Geschichte erinnern kann. Gedemütigt und verzweifelt über die vielen Veränderungen in seinem Leben verkaufte Wolf seine Tiere und schloss sein Mammutunternehmen.

1893 brachte Wolf Necklace einen großen Teil seiner Herde in das Colville Reservat, da er die Witwe von Húsis Paween, Teek-ton-nay eine Nez Perce, heiratete. So vermischten sich die Pferde der Tilcoax Familie mit den Pferden der Paween Familie. Der restliche Teil seiner Herde, ca. 3000 Stück, wurde von seinem Neffen, Harry Jim, und 34 Reitern nach Ephrata getrieben, wo Wolf sie für 10-15 Dollar pro Kopf verkaufte. (C.E.Trafzer, R.D.Scheuerman 1986; 134) Einige dieser Pferde gingen auf dem Weg verloren oder wurden erst gar nicht mitgenommen, den es gibt viele Berichte von Pionieren über herumstreunende Palouse Pferde, die sie zusammengetrieben haben.

In seinen letzten Lebensjahren zog Wolf mit einem Teil seiner Pferdeherde in das Umatilla Reservat zu Bekannten wo er sich in den frühen 1900er Jahren ansiedelte. Er starb am 12. November 1914 und wurde in einem nicht gekennzeichneten Grab begraben, damit Weiße Leichenfledderer seine Überreste nicht lokalisieren und entweihen konnten. (Spokesman Review, Mai 4, 1909)

Obwohl es Chief Wolf auf erstaunliche Art und Weise geschafft hatte, in dieser eigenartigen Welt ein Vermögen anzuhäufen, hatte er nicht wirklich eine Chance etwas zu tun, als sein Volk vom Untergang bedroht war. Er starb als demütiger, gebrochener Mann.

Es ist nicht bekannt wie viele gefleckte M‘ amin Pferde in seiner Herde vorkamen, mit Sicherheit waren es viele, man kann aber auch davon ausgehen, dass ein Großteil der Pferde unterschiedliche Farben hatte oder einfarbig waren. Von dem Verbleib dieser Pferde ist nur wenig bekannt, sie gingen in der Zivilisation der Weißen unter, genauso wie viele Palouse selbst.

 

Old George Lucas

Telegramm von George Lucas (Star Doctor) an Wesley LIoyd 1926

Foto, Wagner; Fort Walla Walla Museum

 

 

Pahalawasheschit

Old George Lucas (Pahalawasheschit) wurde von den Weißen auch Five Shadows - Five Sack oder Star Doctor - genannt. George Lucas war ein wichtiger Pferdekenner und Pferdezüchter der Palouse. 1877 nahm er am Nez Perce Krieg teil und wurde ins Exil nach Oklahoma gebracht. Er schaffte es vom Indian Territory zu fliehen und flüchtete Richtung Westen. Schließlich erreichte er die obere Snake oder Shoshonen Region und machte sich dann auf seinen Weg zurück nach Palus. (C.Relander 1986; 105) Auf seiner Reise zurück besuchte er seinen Freund Wesley LIoyd und behauptete sein Name sei George Lucas.

Er besuchte die Farm der Lloyds regelmäßig und während dieser ganzen Jahre hüteten sie seine geheime Identität. Er war in ständigem Kontakt mit Wesley und bat manchmal auch um Geld, welches er immer innerhalb von ein paar Monaten zurückzahlte. Er bat nie um eine weitere Unterstützung, bevor er nicht den alten Kredit zurückbezahlt hatte. 

George Lucas half die Washani Religion aufrechtzuerhalten und hielt an den alten Traditionen fest. Er züchtete Pferde und trug die alten Leggings noch lange nachdem die anderen moderne Kleidung anzogen. Sein Doktorhut war aus dem Fell eines Stachelschweins. Von seinen Schultern und seinem Gürtel hingen Fuchs- und Wolffelle. Als die meisten Bewohner von Palus nach und nach in Reservate gingen, zog auch er mit seinen Pferden in das Umatilla Reservat, wo man ihn „Old Man Star" nannte und wo er das Ansehen als Medizinmann gewann. Im Schriftverkehr mit Wesley berichtete er oft über den Gesundheitszustand einzelner Stammesmitglieder und erkundigte sich immer über den gesundheitlichen Zustand von Wesley und seiner Familie.

Old George Lucas hielt auch am alten indianischen Glauben fest, was die Ehe betraf. Denn kurz vor seinem Tod gab er an 25 Ehefrauen gehabt zu haben. Niemand wiedersprach ihm, obwohl die Wanapums sagten, dass Star Doctor gelegentlich sehr prahlerisch sein konnte. (C.Relander 1986; 106) Später nahm er oft an Paraden bei den Pendleton Roundups teil.

Old George Lucas war ein guter Palouse Pferdezüchter und als er starb, wurde  er in einem Friedhof entlang des Umatilla River flussaufwärts von Cayuse begraben. Das ist einer von neun Friedhöfen auf dem Umatilla Reservat, was die verschiedenen Glaubens und Blutbände zeigt, die durch die Mischung der Stämme entstanden.

 

Kamiakin's Söhne

Kamiakin Horse Ranch

Foto, Wagner 2014

Rock Lake

Foto, Wagner 2014

Nt’palnut

Aus dem Buch Finding Chief Kamiakin

von R.D. Scheuerman und M.O. Finley

 

Chief Kamiakin‘s Söhne

Die Erzählungen und Traditionen der Kamiakin Familie sind eng mit ihren Pferden verbunden. Chief Ka-mi-akin (Ka-mi-akun) wurde um 1800 als Sohn eines Palouse Vaters und einer Yakama Mutter geboren. Er wuchs unter den Yakamas auf, verbrachte aber auch viel Zeit in seiner Jugend unter den Palouse, dem Volk seines Vaters. Als er aufwuchs, erlernte er von seinem Palouse Vater T’siyiyak den Umgang, die Reitkunst, und die Zucht von Pferden.

Chief Kamiakin wuchs in einer Zeit auf, in der sich große Veränderungen im Nordwesten anbahnten. In den 1850er Jahren war er der Hauptanführer der Yakama beim Widerstand gegen die Versuche des Gouverneurs Isaac Stevens, die nordwestlichen Plateau Stämme auf eng begrenzte Reservate zu beschränken. Nach den Niederlagen von 1858, die von Col Wright verursacht worden waren, flüchtete er nach Kanada, zog dann in verarmten Zustand mit seiner Gruppe in den Süden zur St. Ignatius Mission in Montana. Danach lebte seine Gruppe für mehrere Monate auf einer weiten Ebne entlang des Flusses in der Nähe von Darby. (G.Fisher oral history, R.D.Scheuerman, A.C.McGregor 2010; 32) In den frühen 1860ern lebte Kamiakin wieder auf Palouse Land am Palouse River, zwischen Endicott und St. John, dieser Platz ist als Kamiakin Horse Ranch bekannt. Später verweilte er vermehrt am Rock Lake.

Er lebte sein restliches Leben in Frieden unter weißen Nachbarn, die ihn und seine Familie respektierten. Im April 1877, als Chief Kamiakin schon sehr krank war, nach all den Verfolgungen und allem was er verloren hatte, sagte er zu seiner Familie: „Ich habe immer geträumt und Dinge gesehen und  konnte die Gedanken der Menschen lesen. Nun weiß ich, dass es einen Himmel gibt. Ich kann ihn sehen". (R.D.Scheuerman, M.O.Finley 2008;110) Chief Kamiakin wurde im Herzen des Palouse Country in der Nähe des Rock Lake begraben.

Der Rock Lake (Limee K’úus) ist ca. 15 Meilen lang und von ihm fließt ein kleiner Fluss, der Rock Creek, ab. Hoch oben liegt eine Klippe, von der man einen wunderschönen Ausblick auf den See hat. Die Indianer sagen, dass tief im See ein Geist verweilt. Am Rande dieser Klippe wurde Kamiakin begraben, dort, wo er den See überschauen konnte. An diesem Ort entstand später ein großes Gräberfeld der Indianer. (W.Fletcher 1994; 107) Einen Tag vor seinem Tod wurde er von Priester Caruana von der DeSmet- Sacred Heart Mission auf den Namen Matthew (Matthias) getauft.

Chief Kamiakin konnte nicht in Frieden ruhen, da ein Jahr nach seinem Begräbnis sein Grab geschändet und Teile des Schulterknochens und sein Kopf entnommen wurden.

Trafzer und Scheuerman erwähnen in ihrem Buch, Renegade Tribe, dass diese Schändung von Paläontologen begangen wurde. Diese rechtfertigten ihre Tat damit, dass sie einige Abmessungen durchführen wollten. Vielleicht stimmt das?, aber Abmessungen von großen Männern haben wenig Wert, wenn man keine Vergleiche hat. Es hätte vielleicht einen historischen Nutzen gehabt, wenn man die Größe von Kamiakins Gehirnschädel mit dem Schädel des physischen und intellektuellen „Zwerg“, Gouverneur Isaac Ingalls Stevens, verglichen hätte.

Als seine Angehörigen die Grabschändung bemerkten, wurde der restliche Teil seines Körpers von Familienmitgliedern auf der anderen Seite des Rock Lake an einem unbekannten Ort begraben.

Nach dem Tod des Häuptlings 1877 lebten die Mitglieder der Kamiakin Familie weiterhin in Rock Lake und Palus. Sie folgten den alten Pfaden, um zu den Fischereiplätzen zu gelangen oder um nach Wurzeln und Beeren zu suchen. Sie passten ihre saisonalen Züge jedoch an die sich verändernden Lebensrealitäten in der Region rechtzeitig an. Viele ihrer alten Sammelplätze wurden bald von den Farmern beansprucht und eingezäunt und so musste die Kamiakin Familie bei ihren saisonalen Wanderungen in weiter westliche Regionen, in die trockeneren Big Bend Lowlands, reisen. Trotzdem gab es immer noch jedes Jahr große Stammesversammlungen an Orten wie Nt’palnut „Rock on the Hillside“, am alten Rocky Ford Creek Übergang zwischen Moses Lake und der kleinen Grenzsiedlung Ephrata. (A. Kamiakin, oral History, 1971; C. Kamiakin, oral History, 1956, RRC)

Ein wichtiger Nord-Süd Trail verlief am Übergang dieses Stromes, wo die Plateau Stämme seit Generationen und bis ins 20. Jahrhundert ihre großen Lager hatten. Die Kamiakins schlossen sich ihren Palouse-, Nez Perce- und Spokane-Verwandten und Freunden an und kampierten an der Ostseite des Creeks. Die Columbia Sinkiuses, Yakamas und Umatillas bewohnten das Westufer. Eine große Rennstrecke befand sich in der Nähe von Moses’ Camp im Westen, wo sich die Kamiakin Söhne Pferderennen lieferten, wie es bereits ihr Palouse Großvater T’siyiyak gemacht hatte. Der Gewinner erhielt wertvolle Büffelfelle, Säcke aus Wurzelmehl und andere wertvolle Gegenstände, die ihr Wetteinsatz waren. (R.D.Scheuerman, M.O.Finley 2008;125)

Tespaloos Kamiakin (1858-1933)

Foto, WSU Libraries

Sk'olumkee 1937, von Weißen auch Snake River Kamiakin genannt

L.V.McWhorter Collection, WSU Libraries

 

Im Juni 1878 besuchte ein weißer Lehrer Farmer Familien in der Umgebung von Rock Lake. Er berichtete von einem Zusammentreffen „mit einer Gruppe von Indianern, die eine Herde von Pferden bei sich hatte". Das konnten gut die Söhne von Chief Kamiakin gewesen sein, die noch immer ihre beträchtlichen Herden hüteten. (L.West, 1927: 47-48)

Nach und nach heirateten die älteren Kamiakin Söhne in Palouse Familien ein, verweilten nun immer öfter in Palus und entlang des Snake Rivers. 1884 bewarben sie sich unter den Bedingungen des Revised Indian Homestead Act um indianische Wohngebiete in diesem Gebiet. So verbrachte die erweiterte Kamiakin Familie mehr und mehr Zeit in Palus und entlang des Snake Rivers. Tespaloos kam nun regelmäßig nach Palus und war mit Me-a-tu-kin-ma, der Tochter von Chief Old Bones, verheiratet.

Young Kamiakin (We-yet-que-yet) war der Schwiegersohn von Palouse Chief Husis Moxmox und lebte auch in Palus, wo er und seine Brüder die großen Pferdeherden der Familie hielten, in der viele M‘ amin Pferde vorkamen.

Der junge Sk’olumkee „Snake River Kamiakin" übernahm die Verantwortung über die große Pferdeherde der Kamiakin Familie. Bereits in seiner Jugendzeit verbrachte Sk’olumkee Wochen damit, die Pferdeherden der Familie auf den Bunchgrass (Büschelgras) Prärien zu beaufsichtigen. Er war auf sich selbst gestellt und lebte zu jeder Jahreszeit von dem was die Natur hergab. Als die Kamiakins in Palus und entlang des Snake Rivers siedelten, waren die Herden nicht mehr so groß wie vor dem Krieg. Aber ihr deutliches Brandzeichen, das „S“, konnte man bei vielen Pferden, die in der westlichen Palouse Region grasten, erkennen. Sk’olumkees verschwiegene Art und sein leichter Buckel täuschten über sein Wissen und seine Weisheit hinweg. Er liebte die Einsamkeit, das offene Land und die Gesellschaft der Pferde und anderer Tiere, die sein Flüstern verstanden. Bald wurde er ein exzellenter Pferdekenner und wurde bekannt für seine geschickten Fähigkeiten Tiere zu zähmen, mit denen andere nicht zurechtkamen. (R.D.Scheuerman, M.O.Finley 2008;127) Er verstand die Sprache der Pferde, aber auch anderer Tiere, wie das Geheule der Coyoten und erkannte ihre Warnzeichen. Auf diese Weise hielt er die Pferdeherden in geschützten Tälern und anderen, sicheren Plätzen wenn es einen Wetterumschwung gab und Präriestürme aufzogen.

Chief Kamiakin hatte seinen Kindern beigebracht, wie wichtig es war für die zukünftigen Generationen zu planen. Sk’olumkee heiratete schließlich Pemalks Skumsit (Shumkin). Die meisten anderen Söhne und Töchter von Kamiakin hatten nun auch ihre eigenen Familien, aber die Aussichten auf eine gesicherte Zukunft in Palus und entlang des Snake Rivers waren fraglich. Die Kamiakins und andere Palouse waren ihren weißen Freunden natürlich dankbar, die ihnen geholfen hatten, einen Rechtsanspruch auf die Gebiete um Palus zu bekommen. Aber die Kamiakin Söhne begriffen auch, dass der unaufhaltsame Druck neuer Siedler, der nicht enden wollende Verkehr am nahen Fluss Übergang in Palus und die fast täglichen Pfiffe der Heckraddampfer am Snake River die alten Lebensweisen immer mehr bedrohten.

Konflikte mit Weißen, die regelmäßig im Dorf vorbeikamen, standen an der Tagesordnung. Misshandelte Indianer hatten wenige Chancen auf Wiedergutmachung. Vielleicht war dies auch der Grund für die Kamiakins einen Schlussstrich zu ziehen und das Gebiet zu verlassen, wo ihr Großvater T’siyiyak legendäre Pferderennen gewonnen hatte und wo Kamiakin ihnen das Jagen beigebracht hatte. Nach und nach zogen die Kamiakin Söhne mit ihren Pferdeherden in das Colville Reservat. Die endgültige Entwurzelung fand um 1885 statt. Tespaloos, Tomeo, Sk’olumkee, Piupiu K’ownot und andere Familienmitglieder schlossen sich Lukash im Colville Reservat an. Durch die Hilfe des Colville Agent Benjamin Moore errichteten Tomeo, Sk’olumkee und Tespaloos ihre Heime am Rand des kleinen Nespelem entlang einer mit Wüstenbeifuß bedeckten Ebene, bei den ersten Fällen des Flusses, wo eine Sägemühle und eine Wasserrinne gebaut wurden (R.D.Scheuerman, M.O.Finley 2008;128)

Die Kamiakins waren Teil einer ausgedehnten Enklave von Palouse Indianern unter ihren Moses-Columbia-, Yakama- und Nez Perce-Verwandten. Agent Moore arrangierte dann, dass die Kamiakins und andere Familien Landanteile (quarter sections) in der näheren Umgebung von Nespelem bekamen, obwohl die Familienmitglieder das meiste Jahr in den stadtnahen Häusern verbrachten. Sk’olumkee blieb zu allen freundlich, aber er entschloss sich mit seiner Frau auf einem Landanteil mehrere Meilen nördlich von Nespelem in der Nähe des Ufers eines kleinen Sees zu leben. Für gewöhnlich kam das Paar nur einmal pro Woche mit ihrem Wagen in die Stadt um Vorräte zu besorgen. Auf dem Weg nach Hause konnten sie schlafen, den ihre Pferde wussten auch alleine immer den Weg nach Hause. Sk’olumkee verlor nie seine spezielle Gabe für Tiere. Manchmal klopften Besucher an die Tür des abgelegenen Hauses des Paares, doch blieben sie meistens nicht lange dort. Im Haus gab es weder Tisch noch Stühle oder Betten und auch keine anderen Einrichtungsgegenstände. Das alte Paar schlief in Decken gehüllt auf dem Boden. Von den nicht geweißten Wänden hingen getrocknete Wurzeln und anderer Proviant auf Nägeln, das war alles. Viele Leute meinten, Sk’olumkee schaute besser auf seine Pferde und anderen Tiere als auf sich selbst.

Während des Winters 1886-87 wurde der älteste Sohn von Kamiakin "We-yet-que-yet" (Young Kamiakin), der noch immer in Palus ansässig war, in der Nähe von Washtucna getötet, als er vom Pferd fiel. Young Kamiakin war der Schwiegersohn von Palouse Chief Husis Moxmox, er wurde im sandigen, vom Wind gepeitschten Friedhof in Palus beerdigt.

Viele Palouse Pferde endeten in Schlachthöfen

und wurden zu Hundefutter verarbeitet

Foto, Wagner; Tamastslikt Cultural Institute 2003

 

Von den großen Pferdeherden der Palouse ist den meisten Menschen heute nichts mehr bekannt. Nach den Wirren der Kriege, dem Umzug der Palouse Indianer in Reservate und nach dem Tod der letzten Dorfbewohner in ihrem Hauptdorf in Palus verschwanden die Palouse Pferde allmählich und mit ihnen auch die gefleckten M‘ amins, obwohl die Zuchtprodukte von Sam Fisher und Peter Bones und Anderen noch lange nach deren Tod von Dayton nordwärts bis Lamot und ostwärts bis Union Flat vertreten waren. Diese Pferde waren stark und schnell, die meisten davon blue und red roans mit einem großen, weißen, gefleckten Blanket bei beiden Geschlechtern. Nach dem Verschwinden der Palouse Indianer streiften noch viele Palouse Pferde besitzerlos in den Scabland Gebieten der Palouse Region umher, da sie von den Indianern beim Umzug in die Reservate gar nicht erst mitgenommen wurden, oder auf dem Weg dorthin verloren gingen, oder ihre Besitzer gestorben waren. Viele weiße Siedler bemächtigten sich dieser Pferde und verwendeten sie als Reittiere. Da sie aber keine Aufzeichnungen über die Stammbäume führten und Fremdrassen einkreuzten, gingen die Linien rasch verloren. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden viele Palouse Pferde, die noch immer in kleineren Herden in der Palouse Region umher streiften, von Pionierranchern und Farmern zusammengetrieben und verkauft. Viele davon endeten auch in Schlachthöfen wo sie zu Hundefutter, Klebstoff und Dünger verarbeitet wurden. Die Rancher und Farmer hatten nur wenig Verwendung für die drahtigen und schnellen Indianerpferde. Um das fruchtbare Land zu bewirtschaften, benötigten sie schwere Arbeitspferde.

Einige Palouse Pferde, darunter die Stute Lucy und der Hengst Rex, wurden von Pionierranchern sinnvoll für die Zucht verwendet. So entstand die berühmte Toby, Kamiak Trixie und Chief Joseph Linie welche man lückenlos auf die Zucht des Palouse Indianers, Sam Fisher, zurückverfolgen kann.