Englisch
Deutsch

Vorwort

Warm Springs Reservation 2014

 Am Columbia River in Kennewick 2016

Lapwai (Spalding Park) -  Nez Perce Reservation 2016

 Das legendäre M' amin Horse aus dem Nordwesten der USA wurde ursprünglich von der indigenen Bevölkerung des Palouse Stammes im State Washington gezüchtet. Es ist das einzige gefleckte Pferd aus historischer Zeit, welches wirklich aus der Zucht der Native Americans stammt und heute nur noch im International M' amin Horse Registry existent ist.

Der International M’ amin Horse Registry (IMHR) e.V. mit dem Sitz in Österreich, ist ein staatlich anerkannter Zuchtverband, der ein Zuchtregister, Zuchtprogramm und das Ursprungszuchtbuch der Rasse M' amin führt, er wurde 2015 gegründet mit dem Ziel, dass Blut der einst berühmten Palouse Kriegs- und Büffelpferde des Nordwestens zu erhalten. Mehr als 20 Jahre Aufbauarbeit waren notwendig, um diese legendären Pferde wieder als eigene Rasse züchten zu können. Jedes im International M' amin Horse Registry registrierte Pferd lässt sich im Stammbaum lückenlos auf die Pferdezucht des Palouse Stammes zurückverfolgen. Die Originalblutanteile werden in drei Kommastellen genau ausgewiesen.

Ein echtes legendäres M' amin Horse ohne Originalpapiere des International M' amin Horse Registry gibt es nicht!

Das IMHR hat festgestellt, dass es Weltweit mehr als zehn Register gibt, welche gefleckte Pferde registrieren. Viele von diesen Registern und Clubs, darunter auch der Appaloosa Horse Club, publizieren eine falsche Geschichte ihrer Pferde. So führen der ApHC und andere Register ihre registrierten Pferde auf indianische Herkunft zurück. Tatsächlich wurden in diesen Clubs und Registern aber alle gefleckten Pferde, egal welcher Abstammung und Rasse aufgenommen.

 Nur eine Handvoll Pferde, die in diesen Organisationen in ihrer Gründungszeit registriert wurden, stammten wirklich aus indianischer Zucht. Für keine dieser Organisationen waren die indianischen Blutlinien bei der Registrierung von Bedeutung. Das vorgetäuschte Image, das es sich um Indianerpferde oder Nachkommen dieser handelte, diente ausschließlich der Popularitätssteigerung der jeweiligen Organisationen.

Informieren sie sich in den folgenden Berichten über die wahre Entwicklungsgeschichte des M’ amin Pferdes, des legendären gefleckten Pferdes der Native Americans aus dem Nordwesten der USA.

 
Hannes Wagner, Historiker und Gründer des IMHR

Palouse Heimatland

Die Stämme des Columbia Plateau

 

Die Geschichte der M' amin Pferde ist untrennbar mit den Palouse Indianern verbunden.

Zurzeit des ersten Kontaktes mit Weißen fand man die Palouse in der Nähe des Zusammenflusses vom Snake und Clearwater River bis hin zum Zusammenflusses des Snake und Columbia River (Sprague 1998:352).

Ihr Stammesgebiet waren die heute im Columbia Plateau als Whitman County und Franklin County bekannten Gebiete im Staate Washington. Im Norden grenzte ihr Gebiet an die Sinkiuse-Columbia, Spokanes und Coeur d‘ Alene, im Osten grenzte ihr Gebiet an die Nez Perce, im Süden an die Cayuse und Walla Walla, und im Westen grenzten sie an die östliche Grenze des Yakama und Wanapam Gebiets.

Dieses riesige Gebiet beinhaltet viele geschützte Täler und Canyons. Diese Täler waren über Jahrhunderte die Heimat der Palouse Indianer, die fälschlicherweise  in der Geschichte immer wieder mit den im Osten angrenzenden und befreundeten Nez Perce verwechselt und als solche bezeichnet wurden.

1805 brachte die Lewis und Clark Expedition, bekannt als Corps of Discovery Expedition (1804-1806), offiziell die ersten weißen Menschen in das Gebiet der Nez Perce und Palouse. Sie wurden von beiden Stämmen gut behandelt. Ihre Route in den Westen führte entlang des Snake River, wo sie den Palouse Stamm trafen, den sie fälschlicherweise für Nez Perce hielten. Dieser Fehler wurde von vielen Weißen wiederholt, die nach ihnen kamen und wird auch heute noch in den historischen Aufzeichnungen selten korrigiert.

Die Palouse waren aber ein eigenständiger Stamm und ein Flussvolk und lebten entlang des Snake und Palouse River. Sie setzten sich aus den oberen, mittleren und unteren Gruppen zusammen. (Trafzer und Scheuerman 1986) Die oberen Palouse Gruppen „dominierten offensichtlich in Almota und teilten sich die historischen Dörfer Penawawa, Wawawai und in einem geringeren Ausmaß Alpowa", das an der Nez Perce Grenze lag. (Sprague 1998:352) Die Palouse River und Tucannon River Region wurde von den mittleren Palouse besetzt. Die unteren Palouse belagerten das Gebiet von Fishook Bend bis zum Zusammenflusses von Snake und Columbia River, wo sie sich das Gebiet mit den Wanapam teilten. (Sprague 1998:352)

 

Ihre Population betrug um 1780 ca. 5.400 Individuen (Bartholomew 1982:69). Laut Boyd (1985) war die Population um einiges größer. Je nach Dialekt (Palouse/Yakama Sahaptin oder Nez Perce Sahaptin) nannten sie sich selbst Naxiyamtama oder Naha’úumpúu. Das heißt „Leute des Flusses“ (River People). Das war der ursprüngliche Name der Palouse für sich selbst (G.Fisher oral history, R.D.Scheuerman, A.C.McGregor 2010;30), (Dialog: H. Wagner, R. Scheuerman, Carrie Jim 2016). Von ihren Nachbarn wurden sie auch als Pa-loots-poo (pelú`cpu), palúuspam, Powloose oder Haheam Wanapums bezeichnet.

Die ungebundene Rechtschreibung der frühen Entdecker und Forscher, welche den Namen buchstabierten wie sie ihn hörten, hatte zur Folge, das unzählige Variationen des Namens entstanden. Lewis und Clark nannten diesen Stamm Pelloat pallahs, Pallotepellows und Pel-late-pal-ler. Verschiedene Editionen ihrer Journale liefern: Palloatpallah, Pallotepallers, Pallotepallors, Pelloatpallah, Pel-lote-pal-ler, Selloat-pallahs.

Von 1835 bis 1866 erschien eine Vielzahl von Abkürzungen für den Stammesnamen. Mooney lokalisiert und beschreibt den Stamm mit Pälus. Andere Buchstabierungsmöglichkeiten liefert Hodge in seinem Handbuch: Palooche, Pelouches und Pelouze. Häufige Referenzen in den Pacific Railroad Berichten verwenden eher konstant Peluse, obwohl James Doty (p.563) den Namen Pelouse buchstabiert.

Die heutige Schreibweise Palouse erscheint offensichtlich erstmals im Vertrag mit den Yakima der am 9. Juni 1855 im Camp Stevens gemacht wurde. Wie es scheint, wurde das als eine neue Form des Namens angesehen. Obwohl es danach zufällige Variationen gab, etablierte sich jene Form, die im Vertrag verwendet wurde. Zu Bedenken ist auch, dass die frühen Entdecker und Forscher wenig über Stammesterritorien wussten; so bezeichneten Lewis und Clark die oberen Palouse als Chopunnish (Nez Perce), die mittleren wie bereits erwähnt als Pelloat pallahs und die unteren Palouse in der Nähe von Pasco als Sokulks und Chymnapums. Elliott identifizierte die Sokulks wiederum als Nez Perce. (Glover 1962:376) Was man heute in Bezug auf die Stammesterritorien weiß ist, dass diese Leute Palouse waren und sich die unteren Palouse das Gebiet um  Pasco mit den Walulas und Yakamas teilten. (W.C.Sturtevant, Volume 12:349)

Die Siedlungen der Palouse lagen dort, wo sie Lachs, Stör und Aale fischten, ihre Feste und Pferderennen abhielten und den Washat tanzten.

Das Hauptdorf der Nation

Mit Prof. R.D. Scheuerman in Palus (Pa-luš-sa). Heute befindet sich dort der Lyons Ferry State Park

Foto, Wagner 2014

 

 

Das Hauptdorf und Herz der Nation wurde von den Ethnologen Palus genannt.  Sie selbst nannten den Ort Pa-luš-sa.  Er lag dort, wo der Palouse River mit dem Snake River zusammenfließt.

Als Namensvetter dieses Dorfes und letztendlich auch als Namensvetter des Palouse Stammes und gesamten heutigen Palouse Country diente der basaltische Überrest eines großen Felsen in Form des Herzens der mythischen Gestalt eines Bibers, der aus dem Fluß ragte. Die Palouse nannten diesen Felsen ursprünglich Ehpelutpa (G.Fisher oral history R.D.Scheuerman, A.C.McGregor 2010;30), das heißt „Protruding Above the Water“ - „Aus dem Wasser herausragen“. Laut dem Sprachwissenschaftler für Sahaptin Bruce Rigsby, der mit Charley Kamiakin und Anderen Studien durchführte, leitet sich das Wort Palúus (Palus) von der Palouse Sahaptin Vorsilbe pa - "aufrecht hingestellt" der Wortwurzel – lúu "im Wasser sein" und der mediopassiven, verniedlichenden Nachsilbe – s ab.

Pa-luš-sa beteutet also „etwas, das im Wasser steckt“, ein großer Fels dort, oder „im Wasser haftend“. In den 1880ern zerstörte der Sprengtrupp des Dampfers Wallowa diesen Felsen um besser navigieren zu können. „Standing Rock" wie dieser Felsen von den Weißen genannt wurde, wurde aber nicht völlig zerstört und so war ein Überbleibsel bei niedrigem Wasserstand bis zur Überflutung 1969 sichtbar. (R.D.Scheuerman, A.C.McGregor 2010;5,6) 1969 wurde der Lower Monumental Staudamm fertig gestellt und zu dieser Zeit wurde auch die Gegend des Palouse Dorfes und des alten Friedhofs überflutet.

Heute gibt es noch immer Leute, die uns einreden wollen, dass das Palouse Country seinen Namen von französisch-kanadischen Händlern erhalten habe, die im Auftrag der Fell-Unternehmen, im Frühling die Gras Hügel nördlich des Snake Rivers erblickten und dass das Wort vom französischen Wort Pelouse kommt, das offensichtlich etwas mit „Rasen“ zu tun hat. Aber keine veröffentlichten oder unveröffentlichten Erzählungen von französisch-kanadischen Händlern oder europäischen Forschern, die bekannt sind, haben sich je auf dieses französische Wort berufen.

Palus (Pa-luš-sa) vor der Überflutung durch den Lower Monumental Staudamm 1969 

Foto, Washington State University

Palus nach der Überflutung

Foto, H. Wagner

Palus (Pa-luš-sa) war das wichtigste Handelszentrum des Stammes und ein Zentrum der M' amin Zucht. Die Dorfbewohner von Palus besaßen riesige Herden von tausenden Pferden. Heute befindet sich dort der Lyons Ferry State Park. Der wichtigste Nord-Süd Indian Trail führte genau an diesem Ort vorbei. In diesem schroffen Land überlebten nur die stärksten Menschen und Tiere. Das Palouse Land bot im Hinterland aber auch herrliches Weideland für Pferde und erstreckte sich weit über 100 Meilen Richtung Norden und Osten vom Columbia River und uferte Richtung Idaho aus. Die südliche Grenze verlief viele Meilen südlich entlang des Snake Rivers.

In diesen Canyons und Tälern, die vom Fluss geformt wurden, züchteten die Palouse Indianer eine hervorragende Pferderasse, die unter den ersten weißen Siedlern, die sich in diesem Gebiet sesshaft machten, als „ A palouse horse“, „a palousey“ oder Apelusi bekannt waren. Der Name Apelusi erschien bereits zwei Jahre vor der Gründung des Appaloosa Horse Clubs im Buch „Horses“ von Dan Muller. 

 

Verbreitung des Pferdes in Nordamerika

Diese Grasart bedeckte einst die gesamte Palouseregion. Foto, Wagner

Gordon Fisher und Susie Weaskus, Palouse Falls 2008

Foto, R.D. Scheuerman

 

Der erste Kontakt mit dem Pferd

Nach der Eiszeit gab es keine Pferde in der westlichen Hemisphäre mehr, aber Columbus hatte sie wieder nach Amerika gebracht. 1680 während einer Pueblo Revolte gegen die Spanier in New Mexiko fiel eine große Anzahl an Pferden in indianische Hände. Danach verbreiteten sich die Tiere durch Handel und Plünderungen in Richtung Norden, von Stamm zu Stamm auf beiden Seiten der Rocky Mountains. Die Palouse kamen bereits um ca. 1700 mit dem Pferd in Kontakt und nach Slickpoo und Walker (1973:2)  waren sie die Begründer der selektiven Pferdezucht. Ihre Zuchtprodukte waren sehr gefragt und sie betrieben Handel mit anderen Stämmen, der bis ins Mississippi Gebiet reichte. Die Einführung des Pferdes ermöglichte ihnen auch die Bisonjagd in den Great Plains. Und während der saisonalen Wanderungen brachte das Pferd einen großen Vorteil. (Slickpoo und Walker 1973:35; Walker 1982:72, 1998:420)

Das Land der Palouse war bestens geeignet um Pferde zu halten. Der Boden des Hochlandes war fruchtbar, gut entwässert und fast baumlos. Das natürliche Futter, meistens Büschelgras, wuchs im Überfluss auf gutem Boden und war manchmal so hoch wie der Widerrist eines Pferdes. Im Winter ragten die Grasspitzen aus dem Schnee. Das Gras war sogar nahrhaft, wenn es durch das kalte Wetter gefriergetrocknet war, und außerdem stand es zur Verfügung ohne dass die Pferde danach scharren mussten. Pferde wurden in dieser Umgebung größer und stärker und hatten einen besseren Knochenbau, sie überwinterten in einer exzellenten Verfassung.

Ihre großen Weideflächen füllten sich mit Pferden unterschiedlichster Farben, für die sie viele unterschiedliche Namen verwendeten. Das Wort für Pferd in ihrer Sprache war „Kusi“.  Je nach Farbe des Pferdes verwendeten sie aber verschiedene Begriffe für black - Cmuk, für chestnut sorrel - Siwiw-Siwiw, für palomino -  Kawx-Káwx, für red roan - Qaas-Qáas und für blue roan - Wiwu-Wiwu usw. (M.Jim oral history 1979; E.Hunn, 1990:330-31) Für Pferde mit Plattenscheckung wie Paint und Pintos, sowie für Pferde mit typischer M' amin (Lp-Gen Komplex) Musterung verwendeten die Palouse ursprünglich den Begriff „Tamsilpíin“. (R.D.Scheuerman, A.C.McGregor 2010;31)

Laut der oral history von Gordon Fisher, einem Enkel von Sam Fisher (Yosyóos Tulikecíin) stammt das Wort „M’ amin" von „Mormon“ ab. (G.Fisher oral history, R.D.Scheuerman, A.C.McGregor 2010;31) Die Plateau Stämme trieben intensiven Handel mit den Utes, Shoshonen und anderen Stämmen des Great Basin, wo sich weit im Südosten in den späten 1840ern die Later Day Saints (Mormonen) ansiedelten. Gordon glaubte, daß sich das Wort M' amin von dort ableitet und von den Palouse und anderen Nachtbarstämmen für Pferde, die eine Musterung des Leoparden Komplexes besaßen, verwendet wurde.

Möglicherweise könnte  M’ amin auch mit dem französisch-kanadischen Wort  „maron“ ein Wort für Mustang in Verbindung stehen. Carrie Jim, Tochter von Marie Jim (Palouseälteste), die ich im Aug. 2014 interviewte, erzählte mir ebenfalls, daß die Palouse das Wort Tamsilpíin zuerst für gefleckte Pferde verwendeten, später aber Pferde, die eine Lp Komplex Musterung besaßen als M' amin bezeichneten, um eine bessere Trennung zu den Pferden mit Plattenscheckenmuster zu erreichen. Laut Carrie ist das Wort "M' amin" ein uraltes Palouse Wort.

Das Wort "Appaloosa" für Pferde mit Lp Komplex Musterung entstand in den späten 1930ern und ist eine Erfindung des Appaloosa Horse Club. Es leitet sich von den ersten Siedlern ab, welche sich im Palouse Stammesgebiet ansiedelten und die Palouse Pferde als  "A palouse horse" bezeichneten.

Laut Palouse Tradition und mündlicher Überlieferung von Gordon Fisher war Khalotas um ca. 1750 der richtige Häuptling in Palus. Dieser Khalotas I (der Erste) hatte einen guten Plan, und war jener, der zum Missouri Fluss ging, um das erste  M’ amin Hengstfohlen zu holen. (R.D.Scheuerman; A.C.McGregor 2010;31) Gemeinsam mit einem Glücksspieler, der das Bone Game wirklich gut beherrschte, reiste er über die Rocky Mountains zum Missouri River. Dort trafen sie auf eine Gruppe von Plains Indianern mit Pferden und einen weißen Händler aus den Plains, die sich eifrig darum bemühten mit Khalotas und seinem Verbündeten um Handelswaren zu spielen. Die Palouse spielten schlau und verloren das erste Spiel.  Beim zweiten Spiel erhöhte sich der Einsatz und der weiße Händler bot  sechs Pferde. Dann legte die Gruppe aus den Plains noch zwei Pferde drauf, also waren es acht. Ein Pferd davon war ein geflecktes M’ amin - Hengst Fohlen. Diesmal gewannen die Palouse mit ihrer Strategie und brachten ihren Gewinn ins Palouse Land. Dieses Hengstfohlen wurde zum Patriachen der Palouse Pferdeherden und Khalotas wurde ein berühmter Pferdezüchter. Das war wohl um 1750 (R.D.Scheuerman; M.O. Finley 2008; 10-11) - (G.Fisher oral history, R.D.Scheuerman; A.C.McGregor 2010;31).

Nach euroamerikanischen Kontakt dezimierten ständig wiederkehrende epidemische Krankheiten die Palouse Bevölkerung. Zwischen 1805 und 1854 verringerte sich die Palouse Population von 1.600 Individuen auf ungefähr 500. Swanton (1952) sowie Trafzer und Scheuerman (1986) führen diese Reduzierung hauptsächlich auf eine Masern-Epidemie im Jahre 1847 zurück. Zusätzliche Verluste erlitten die Palouse während der Anfeindung mit der U.S. Army 1858. 1890/91 gab es eine Pocken-Epidemie, die viele Palouse in Reservate zwang und weiter dezimierte.  Im Jahre 1910 gab es in diesem Gebiet nur noch 82 Palouse Indianer. (Swanton 1952)

Walla Walla Vertragskonzil

Isaac Ingalls Stevens, Governor of Washington Territory 1853-57

Courtesy Penrose Library, Whitman College

Piupiu Maksmaks, Walla Walla Chief; Gemälde von Paul Kane

Lawyer 1855 in Walla Walla, Skizze G. Sohon

Washington State Historical Society, Tacoma

Lawyers Zertifikat

Courtesy Penrose Library, Whitman College

 

1853 wurde Isaac I. Stevens  zum  Gouverneur des neugegründeten Washington Territoriums ernannt. Der damalige Kriegsminister Jefferson Davis interessierte sich für eine transkontinentale Eisenbahnlinie und beauftragte Stevens mit der Vermessung einer möglichen Route. Dies war aber nur ein Vorwand für eine Politik, die die Region zur Besiedelung öffnen sollte, was bedeutete, dass den Stämmen im Nordwesten das Recht auf ihr Land genommen werden musste. 1855 hatte Stevens begonnen mit den Stämmen Verträge auszuhandeln. Im Mai und Juni 1855 kam es in Walla Walla zu einem großen Vertragskonzil, das den Gang verschiedener Stämme wie den Palouse, Yakama, Nez Perce, Umatilla, Cayuse und Walla Walla in Reservate besiegeln sollte. Bevor das Konzil eröffnet wurde, verkündete Gouverneur Stevens: „Ich bin zuversichtlich was den Abschluss des Vertrages betrifft.“ Aber Verträge abzuschließen war nicht bloß eine Formalität. Seit dem Beschluss des Supreme Court’s, der Johnson v. McIntosh (1823) Regelung wurden indianische Stämme als „rechtmäßige Grundbewohner mit dem Recht ihr Eigentum zu behalten, anerkannt und repräsentierten ein gemeinsames Besitzrecht mit den USA." (R.D.Scheuerman; M.O. Finley 2008;37)

Einen Tag bevor das Konzil öffnete, versuchte Piupiu Maksmaks - Chief der Walla Walla und Kamiakin - Führer der Yakama, andere Stammesführer  zu versammeln. Sie hofften im Bezug auf die Verhandlungen eine einheitliche Front bilden zu können, aber der Großteil der Nez Perce war nicht bereit an der Versammlung teilzunehmen.

Das Konzil begann am 29. Mai 1855 mit einem kurzen Treffen, dem die Führer der Yakama, Nez Perce, Palouse, Walla Walla, Cayuse und anderer Gruppen beiwohnten. Beobachter von den Deschutes und von den Völkern des unteren Columbia, wie auch von den Spokanes und Kettles aus dem Norden, waren anwesend. Sie versammelten sich neben Stevens Zelt unter einer Laube, die speziell für diesen Anlass errichtet wurde. Um 10 Uhr vormittags musste das ganze aufgrund von Regen vertagt werden. (R.D.Scheuerman; M.O. Finley 2008;37)  

Stevens hatte den Oregon Superintendenten gebeten dem Konzil beizuwohnen, weil viele Indianergruppen des östlichen Oregons in den Vertrag involviert waren. Die Kirchenväter Chirouse and Pandosy waren auch eingetroffen. Nachdem sie eine zeremoniöse Pfeife geraucht hatten, beteiligte sich der Gouverneur an der Willkommensrede, welche von Andrew Pambrun für die Cayuses, von William Craig für die Nez Perce und von John Whitford für die Yakamas und Palouse übersetzt wurde. (R.D.Scheuerman; M.O. Finley 2008;37)

Die Bestimmungen des Vertrages sahen ursprünglich zwei Reservate vor. Das Yakama Reservat und das Nez Perce Reservat. Palouse, Cayuse, Walla Walla und die Umatilla sollten in eines der beiden Reservate ziehen. Das Nez Perce Reservat beabsichtigte man ursprünglich hauptsächlich in der Clearwater River Region in Idaho anzulegen, zum Schluss dehnte man es aber aus und inkludierte auch die Wallowa Nez Perce unter Chief Joseph darin. Die Palouse nahmen nicht als vollständige Stammesgruppe bei den Vertragsverhandlungen teil. Nur einige ihrer Führer waren als stille Beobachter dort. Sie verfolgten aufmerksam den weiteren Verlauf der Verhandlungen.

Die Nez Perce Delegation, die die größte war, war der Schlüssel zu Stevens’ Plan. Um nicht mit jedem Stammesführer verhandeln zu müssen, wurde von Stevens und den Regierungsbeauftragten „Lawyer zum Oberhäuptling" der Nez Perce ernannt. Am zweiten Tag der Vertragsverhandlungen bestätigte Lawyer seine Freundschaft zu den Weißen und sein Vertrauen in ihre Führer, er war für die Unterzeichnung des Vertrages. Lawyer war vom weißen Missionaren beeinflusst worden, bekannte sich zur christlichen Philosophie und war einer der ersten Anhänger, der von Missionar Spalding verbreiteten Lebensweise. 1842 ernannte der erste Oregon Indianeragent Dr. Elijah Withe einen Nez Perce Namens Ellis zum Oberhäuptling des ganzen Nez Perce Stammes. Die Regierung glaubte einen Repräsentanten haben zu müssen, der die ganze Nation vertrat. Tatsächlich hatten aber alle Nez Perce Gruppen eigene Führer und ein Oberhäuptling war ihnen unbekannt. Als Ellis 1847 starb wurde Lawyer eingesetzt.  Schon vor den Verhandlungen in Walla Walla übergab Stevens 1855 Lawyer ein Zertifikat, das ihn als Oberhäuptling der Nez Perce auswies. Mit diesem Schriftstück erkaufte er sich zugleich die Loyalität von Lawyer mit einer Drohung, denn dort steht geschrieben: „Sollte der genannte Häuptling seinen Dienst nicht ordentlich ausüben, entläst ihn der Superintendent und setzt einen neuen Häuptling ein". Im Gegenzug bekamm Lawyer für seine Loyalität 500 Dollar jährlich, ein Haus und 10 Acres gepflügtes und eingezäuntes Land von der Regierung. Hier handelte es sich offensichtlich um Bestechung und außerdem wusste Lawyer, daß sich seine Gruppe in der Mitte des Gebietes befand, das zum Nez Perce Reservat werden sollte. Er würde nichts an einen anderen Ort bringen müssen, keine Decke, keinen Pfosten. Allen Slickpoo beschrieb am besten die Gedanken seiner Angehörigen über dieses Thema:Lawyer war tatsächlich ein Lagerausrufer und überhaupt kein Häuptling. Er wurde als solcher von der Regierung ernannt, die niemals versuchte mit traditionellen Häuptlingen zu reden“. (Slickpoo, Nee-Mee-Poo; 78) Lawyers Meinung war nicht die vorherrschende Meinung der Nez Perce, andere Führer dachten völlig anders.

Mehr als eine Woche sprach Stevens langatmig mit theatralischer Souveränität über den Vertrag und die indianische Politik der Bundesregierung und welch großen Vorteil es für die Stämme hätte mit Farmen, Mühlen und Schulen versorgt zu werden. Als Beispiel nannte er die Unterstützungen der Cherokee Leute und wie glücklich sie auf ihrem neuen Land wären. (In der Geschichte kennt man diese Begebenheit heute als „The Trail of Tears", wo es eine Sterbensrate von 25 % gab).

Die Häuptlinge waren verärgert über den herablassenden Ton des Gouverneurs und seiner Begleiter, ständig benutzten sie die Worte meine Kinder wenn sie mit den Häuptlingen sprachen. Viele der anwesenden Häuptlinge waren älter als die anwesenden Weißen. (Slickpoo, Nee-Mee-Poo 77,78) Ein Beobachter bemerkte das Kamiakin, ein junger Yakama „das große Hindernis auf dem Weg zur Landabtretung der Indianer war". Er war ein sehr großer, breitschultriger Mann, von dem man heute sagen würde, dass er Charisma hatte. Er war sehr überzeugend und viele fragten ihn nach seinem Urteil. Seine Position innerhalb der Stammesstruktur der Yakamas wurde dadurch geschwächt, dass er halb Palouse war und von seiner Linie mütterlicherseits standen seine Onkel Ow-hi und Teias höher im Rang als er. Kamiakin war jedoch viel beliebter als diese und wurde von vielen als Oberhäuptling der Yakama gesehen. Stevens prahlerischen und hinterlistigen Worte zeigten keine Wirkung auf Kamiakin.

Der Sohn von Chief Meninock , der ebenfalls anwesend war, erinnert sich, dass Kamiakin Bedenken hatte, was die Zukunft seiner Leute anging: Ich fürchte, dass die weißen Männer nicht ehrlich sprechen,  sagte er zum Gouverneur, eure Untergebenen werden nicht gerecht mit den Meinen umgehen. Sie werden sich nicht an das halten, was ihr für sie versprochen habt". (R.D.Scheuerman; M.O. Finley 2008;39)

Old Joseph in Walla Walla 1855, Skizze G. Sohon

Washington State Historical Society,Tacoma

Looking Glass, Walla Walla 1855. Skizze G.Sohon

Washington State Historical Society,Tacoma

 

Auch andere Häuptlinge protestierten und äußerten ihre Bedenken gegen den Vertrag. Tu-eka-kas (Taowe-tak-hes) von den Nez Perce, unter den Weißen als Old Joseph bekannt, weigerte sich zu unterzeichnen und wollte mit der Versammlung nichts zu tun haben. Der junge Joseph erzählte später: "Mr.Spalding hielt den Arm meines Vaters und sagte": „Komm unterzeichne den Vertrag", aber mein Vater stieß ihn fort und sagte: „Weshalb bittest du mich, mein Land zu verkaufen? Es ist deine Aufgabe mit uns über geistige Dinge zu sprechen und nicht über die Trennung von unserem Land". Aber Stevens drängte Tu-eka-kas zu unterzeichnen worauf dieser antwortete: " Ich will dein Papier nicht unterzeichnen, du gehst wohin du willst und ich tue es, du bist kein Kind, ich bin kein Kind; ich kann für mich selbst denken. Kein Mensch kann für mich denken. Ich habe keine andere Heimat als diese. Ich will sie niemand anderen geben. Mein Volk hätte keine Heimat mehr. Nimm dein Papier weg, ich will es nicht mit meiner Hand berühren". (W.Homann, 1995;33) Die Ansichten der Indianer über das Land und seiner Ressourcen waren völlig anders als die Ansichten der Weißen. Für Sie, die friedlich auf dem Land lebten und dort umherzogen, gab es keine Grenzen. Niemand hat jemals gesagt: „Das gehört mir und du kannst es nicht benutzten, wenn du es nicht von mir kaufst". Ihre Religion sah die Erde als Mutter ihrer Menschen, von der die Menschen abstammten, von der sie geschützt und ernährt wurden und zu der sie wieder zurückkehrten. Die Unterteilung und der Verkauf ihrer Länder war daher also total und unwiderruflich gegen ihre tiefste Überzeugung und ihre soziale Struktur. Auch Piupiu Maksmaks von den Walla Walla sprach Stevens auf schroffe Art und Weiße an: „Ich sehe nichts womit ihr mich für dieses Land bezahlt. Warum soll ich mich mit einer kleine Farm zufrieden geben? Ich würde das niemals tun und ich werde das Land nicht hergeben, wenn ihr nicht dafür bezahlt. Das ist alles was ich zu sagen habe. Ich würde mein Land niemals hergeben!“ (R.D.Scheuerman; M.O. Finley 2008;39)

Am 5. Juni bemerkten Beobachter, dass sich die Stimmung bei den Vertragsverhandlungen verschlechterte und dass das feindselige Gefühl am Konzil wuchs. Die Regierungsbeamten und Stevens merkten, dass es nicht mehr lange dauern würde bis es zu einem Aufstand kam. Am 8.Juni brachte das Erscheinen von Looking Glass (Apash-wa-hay-ikt) ein neues explosives Element in die Verhandlungen. Als Looking Glass hörte, was in Walla Walla passierte, eilte er nach einer Büffeljagd in den Plains dorthin, um bei seiner Ankunft vor der ganzen Versammlung Lawyers Aktionen zu verurteilen. Auch die Walla Walla, Umatilla und Cayuse Führer wurden zunehmend unruhiger und äußerten Bestürzung über die Tatsache, dass ihre Leute in das Nez Perce oder Yakama Reservat ziehen müssten. Es zirkulierten Gerüchte, dass die Cayuses einen Aufstand planten und alle Kommissionäre umbringen wollten. Diese Stämme nahmen dann aber alles weitere hin, als Stevens ihnen die Errichtung eines dritten Reservates, und zwar das Umatilla Reservat, zusagte. (R.D.Scheuerman; M.O. Finley 2008;39) Weitere Beschwerden kamen von anderen Häuptlingen, die Stevens mit festen Blick entgegentraten, aber der Gouverneur schalt mit ihnen wegen ihrer Unentschlossenheit und drängte zu einer raschen Lösung.

Als Stevens die Nachmittagssitzung schloss, verkündete er mit regen Armen und loderndem Blick: Die Papiere werden heute Nacht erstellt". Die Verhandlungen waren zur Bevormundung geworden und in dieser Nacht gab es „aggressive Verwirrung“ innerhalb der indianischen Lager. Owhi, Teias und laut A.J. Splawn auch Piupiu Maksmaks sahen dem Abschluss eines Übereinkommens entgegen, während sich Kamiakin weigerte ein solches Unrecht hinzunehmen und Eingeständnisse zu machen. (R.D.Scheuerman; M.O. Finley 2008;40) Leutnant Kip sagte über Kamiakin: "Er gab nicht nach, seine besonderen Argumente zeigten Wirkung, sowohl bei den Stämmen als auch bei den Weißen. Seine Klugheit war weitreichender als bei den anderen, und er sah, dass die Aufgabe ihrer Länder und das Eindringen der Weißen der letzte Schritt sein würde, um die (indianische) Nation zu zerstören". (Palmer J. Wagner; 1999;35)

Kamiakin, dem die Sinnlosigkeit weiterer Debatten längst klar geworden war, wollte das Konzil verlassen bevor der nächste formale Verhandlungstag anbrach. Bevor er ging, stattete er aber Stevens noch einen Besuch ab. Die Geschehnisse, die mit diesem Besuch in Verbindung standen waren für Stevens, der Kamiakin für den Oberhäuptling vieler Stämme hielt, von größter Bedeutung und Wichtigkeit. Kamiakin hatte die Kompetenz eines Staatsmannes. Seine Unterschrift auf dem Abkommen würde viele andere Häuptlinge beeinflussen. Außerdem war er durch seine Abstammung halb Palouse und Stevens könnte behaupten auch diesen Stamm zu vertreten. Tatsächlich war Kamiakin damals aber ein Bewohner der Yakama Nation und er hatte überhaupt keinen Einfluss auf die Gebiete des Stammes seines Vaters. 

Laut Stevens jungem Sekretär, James Doty, führten Stevens Argumente, die er während des Tages lieferte, dazu, dass Kamiakin letztendlich den Vertrag unterzeichnete.

Der Übersetzer Pambrun lieferte einen anderen Bericht für die Diskussion zwischen Stevens und Kamiakin. Wie sein Vater Pierre, hatte auch Andrew Pambrun in der Hudson’s Bay Company als Händler im Ft. Nez Perce gedient. Er war Métis, hatte eine indianische Frau, und war sehr vertraut mit den Stammesführern dieses Gebietes. Jahre später behauptete er, dass der Gouverneur sich großes Drängen zunutze machte und sagte: „Bist du mit den Bedingungen die wir liefern nicht einverstanden und unterzeichnest die Papiere nicht, (er hielt die Papiere hoch) wirst du knietief im Blut spazieren". (R.D.Scheuerman; M.O. Finley 2008;40)

Unter den Bedingungen des Yakima Vertrages von 1855 traten 14 Stämme in die „Yakima Nation“ ein. Stevens junger Sekretär, James Doty, identifizierte die 14 Indianergruppen und fasste sie zu einem Stamm zusammen. Er bezeichnete die Yakamas als konföderierten Stamm mit Kamiakin als Führer.  Alle 14 Gruppen traten 17.000 Quadratmeilen vom Gipfel der Kaskaden bis hin zum  Palouse River ab, und erhielten im Gegenzug dafür 2.000 Quadratmeilen Reservationsland, sowie $ 200.000, zwei Schulen und andere Annehmlichkeiten, sowie Fisch- und Sammelrecht an allen „gewöhnlichen und beliebigen Plätzen".

Das zusammenfassen der Stämme im Yakima Vertrag von 1855 ist irreführend. Plateau-Führer agierten als Repräsentanten ihrer eigenen Gruppen und Kamiakin unterzeichnete den Vertrag nur mit großem Widerwillen. Kamiakin erklärte sogar: „Das ist nicht mein Wille, sondern der Wunsch meiner Leute - Owhi und Teias und anderer Chiefs". (R.D.Scheuerman; M.O. Finley 2008;42)

Ähnliche Verträge wurden mit den Nez Perce, den Walla Walla und den Cayuse gemacht, welche von Lawyer, Piupiu Maksmaks und anderen Führern unterzeichnet wurden. Auf diesem Wege wurde das Land von Kamiakin’s verwandten Palouse in drei sehr unterschiedliche Formen zerteilt, da alle Grenzen der Abtretungen an der Mündung des Palouse River zusammentrafen.

Die Identitäten einiger Palouse-Unterzeichner offenbaren wie diese Vertragsbestimmungen die Stammeszerteilung begünstigten.  Chief Tilcoax von den unteren Palouse unterzeichnete den Walla Walla-Cayuse Vertrag, während Khalotash von den mittleren Palouse seine Unterschrift gemeinsam mit Kamiakin auf den Yakima Vertrag setzte und die Unterschrift des Palouseführers Hahtalekin (Taktsoukt Ilppilp ) vom Wawáwih-Dorf den oberen Palouse auf dem Nez Perce Vertrag auftaucht. Der nordwestliche Teil des Nez Perce Reservates erstreckte sich nun vom Snake-Clearwater Zusammenflusses ungefähr 25 Meilen nach Westen bis zum Wawáwih-Dorf, ein Gebiet entlang dem Snake River, das eigentlich das Land der oberen Palouses war. (R.D.Scheuerman; M.O. Finley 2008;41)

Durch die Verträge von 1855 fiel das gesamte Palouse Territorium in die Hände der Regierung, obwohl weder der Palouse Chief Slowiarchy, noch andere Palouseführer einen Vertrag unterzeichneten. Die im Vertrag angeführten Grenzen wurden von Gouverneur Stevens festgesetzt und es gab Fälle, wo man diese nicht genau interpretieren konnte. So wurde zum Beispiel eine Linie beschrieben, die südöstlich des Zusammenflusses des Palouse Rivers zur Mündung des Tucanon verlaufen sollte. Wo auch immer man diese Einmündung sehen wollte, die Richtung konnte kaum stimmen. Die Verwendung der Begriffe „geographische Länge“ und „geographische Breite“ war für die Indianer zweifelsohne auch verwirrend und es war schwer, das mündlich zu erklären. Allen Slickpoo schrieb dazu folgendes: „Gewisse Dinge sollten beachtet werden, wenn man die Berichte der Vertragsverhandlungen liest. Erstens ist es sehr schwierig für zwei Völker, die verschiedene Sprachen sprechen, sich gegenseitig wirklich zu verstehen. Die Tatsache, dass die Weißen bei der Vertragsverhandlung ständig die Indianernamen falsch aussprachen, zeigt, dass sie nicht wirklich zuhörten, was die Indianer sagten. Die Dolmetscher übersetzten wörtlich und häufig verstanden sie den Sinn der indianischen Aussagen völlig falsch". (Slickpoo, Nee-Mee-Poo; 77) Diese skrupellose Aneignung von Land, das seit ewigen Zeiten in ihrem Besitz gewesen war, war ein schwerer Schlag für die Palouse. Laut Abkommen gehörte ihnen nun nicht einmal mehr das Land, auf dem sich ihr Hauptdorf Palus ( Pa-luš-sa)  befand. Sie sollten ihr Land verlassen, welches seit Generationen ihr heiliges Erbe war.

Nach Vertragsabschlus verteilten Angestellte des Agenten Geschenke an die Häuptlinge, doch die meisten weigerten sich etwas anzunehmen, verließen unzufrieden das Walla Walla Konzil und kehrten in ihre Ländereien zurück.

Aufgrund der Provisionen und Zusagen in den drei Walla Walla Konzil Verträgen mussten die Abkommen erst vom Kongress ratifiziert werden, um in Kraft zu treten. Niemand brauchte vorher in ein Reservat gehen. Diesen Ratifizierungsprozess schätzte Stevens bei den Verhandlungen mit den Stämmen auf zwei bis drei Jahre ein. Tatsächlich wurde die Ratifizierung des Kongresses vier Jahre lang nicht durchgeführt, dennoch veröffentlichte Gouverneur Stevens, dass die abgetretenen Länder von der Regierung gekauft worden wären und gab das Gebiet innerhalb von 12 Tagen für die Besiedelung frei. Innerhalb von Wochen, nach den Unterzeichnungen von Walla Walla, strömte eine Welle von schlecht gelaunten, glückssuchenden Weißen über das zuvor zugesicherte Reservationsland. Für die Stämme bedeutete dies einen Vertragsbruch und Sie hielten diese Menschen für Gesetzesbrecher und aufgrund ihrer Handlungen sogar für noch schlimmer.

Dass die von der Regierung im Vertrag von 1855 versprochenen Zahlungen und Zuweisungen nicht eingehalten wurden, kann sich jeder, der die Geschichte der Indianerpolitik kennt, denken. Der Agent Hale schrieb in seinem Jahresbericht für 1862 folgendes. „Die Zusage, für den Umzug (einiger Familien), für das Einzäunen von Farmen, den Bau von Häusern, sie mit Lebensmitteln und einer geeigneten Einrichtung (Möbel) zu beliefern, wurde zum größten Teil nicht ein– oder zurückgehalten. Ihre Jahreszahlungen wurden nicht prompt und vollständig bezahlt, und vieles, das in der Gestalt von Kleidern etc. empfangen wurde, war ihren Bedürfnissen nicht angemessen, einiges davon wertloser Plunder, zu übermäßigen Preisen gekauft. Die Läden und Agenturgebäude sind nur teilweise vollständig, die Mühlen unfertig, kein Haus wurde für den Oberhäuptling errichtet, kein Land für ihn gepflügt oder eingezäunt, noch wurde ihm sein versprochenes Gehalt gezahlt". (Ray,Ethnohistory 1974, 185)

Der Aufstand 1858

Die Schlacht von Tohotonimme (Steptoe Battlefield) am 17. Mai 1858

Gemälde von Nona Hengen

Steptoe Battlefield Memorial, Foto, H.Wagner

 

                         

Nur wenige Monate nach den Walla Walla Verhandlungen brach ein Krieg aus, der sich zu einem allgemeinen Aufstand der meisten Stämme von Spokane bis zur Küste im heutigen Washington entwickelte. Die Ursache waren zunehmende Übergriffe gegen die Indianer. Die zugesprochenen Reservatsgrenzen durch den Vertrag von Walla Walla wurden nicht respektiert und Weiße drangen weiter in Gebiete vor, die sie ohne Erlaubnis nicht einmal durchqueren durften. Der Goldrausch tat sein Übriges dazu.

Im Mai 1858 attackierte eine Gruppe von ca. 1000 Coerd’Alenes, Spokanes und Palouse die US Truppen unter Colonel Steptoe in der Schlacht von Tohotonimme am Pine Creek, wobei Steptoe eine Niederlage erfahren musste.

Daraufhin startete Colonel George Wright einen Vergeltungsfeldzug, um die Stämme zu unterwerfen. Er verließ Walla Walla im August 1858 und zog nordwärts. Am 25. August überquerte er den Snake River etwas östlich von Palus. Am 1. September 1858 besiegten Wrights Truppen die Indianer in der Schlacht von Four Lakes. Im Gegensatz zu Steptoes Soldaten waren Wrights Kräfte mit dem neuesten Springfield  Gewehren bewaffnet, die eine effektive Reichweite von 500 Metern hatten. Am 5. September folgte ein weiteres Gefecht auf den Plains im Westen von Spokane (nähe Airway Heights) der Ausgang war noch katastrophaler, da Wright Kanonen einsetzte. Nach dieser Schlacht, bei der einige Palouseführer darunter auch Kamiakin schwer verwundet wurden, zogen sich die Palouse und ihre Verbündeten Richtung Osten zurück. 

Horse Slaughter Camp

Gemälde von Nona Hengen

Horse Slaughter Camp Memorial, in der Nähe des heutigen Post Falls Idaho

Foto, H. Wagner

Die Erhängung von Qualchan am Hangman Creek

(Gemälde von Don Grook, Spokane Public Library Northwest Room)

Die Ermordung des Yakama Chief Ow-hi

Gemälde von Nona Hengen

 

 

Wright nahm die Verfolgung auf und am 9. September fielen 800 Pferde, von denen viele dem Palouse Chief Tilcoax und Poyahkin - Dorfoberhaupt in Wawawai - gehörten in die Hände der Armee. Wright beauftragte zwei Trupps, um die Pferde provisorisch einzuzäunen. 130 Pferde wählte man aus, um die eigenen Reserven aufzufüllen, den Rest beschloss man zu erschießen. Um Munition zu sparen, prügelte man anfangs viele Fohlen zu Tode. Doch als man das Ausmaß dieser Aufgabe erkannte, erschoss man die restlichen Pferde in einer Tortur, welche die ganze Nacht andauerte. Das Wasser des nahegelegenen Spokane Rivers war rot vom Blut dieser unschuldigen Geschöpfe. Am nächsten Morgen war von der Herde der Palouse nur mehr ein Haufen Kadaver übrig. Dieser Platz ist als „Horse Slaughter Camp“ bekannt und befindet sich in der Nähe des heutigen Post Falls, Idaho.

Die Palouse waren nahe genug, um zu sehen was passierte, aber sie waren hilflos und konnten nichts tun. Moralisch gebrochen und schwer am Kopf verwundet, flüchtete Chief Kamiakin mit einigen Palouse nach Kanada, da die Stämme in Nordidaho einen Vergeltungsschlag fürchteten, falls sie ihn aufgenommen hätten. Danach zog er sich nach Montana zurück, wo er einige Monate lebte, bevor er wieder mit seiner Gruppe ins Palouse Gebiet zurückkehrte. Chief Tilcoax flüchtete Richtung Osten durch Idaho nach Montana, wo er fortan bei befreundeten Plains Stämmen lebte. Husis-Husis-Kute, der Großvater von Sam Fisher, wurde auch schwer am Kopf verwundet, daraufhin war er für den Rest seines Lebens kahlköpfig. Er zog sich nach Wawawai an den Snake River zurück. Col. Wright verfolgte Tilcoax und die sich zurückziehenden Indianer bis in der Nähe der Couer d’Alene Mission. Am 17. September veranstaltete Wright in Cataldo-Idaho ein Konzil (The Coeur d'Alene Treaty Council), bei dem er die Indianer zu Friedensverhandlungen aufforderte. Sein Bedingungen waren arrogant, er verlangte die Auslieferung verschiedener Indianer und freien Durchzug für alle Weißen und der Armee durch deren Gebiete. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass zu diesem Zeitpunkt der Kongress noch immer nicht Steven's Abkommensvorschlag von 1855 ratifiziert hatte. Wenn man sich das vor Augen hält, so war jeder Weiße auf dem Land der Indianer entweder ein Eindringling oder ein Besitzstörer. 

Um den 20. September lagerte Wright am Hangman Creek. Heute führt dort die S North Kentuck Trails Road vorbei. Der Spokane Chief "Spokane Garry" war einer der ersten, der zu Friedensgesprächen kam. Wright sagte ihm, dass er die genauen Friedensbedingungen erst dann nennen werde, nachdem alle Häuptlinge, samt ihrer Familien zu ihm gekommen sind und all ihre Güter und Waffen abgetreten haben. Häuptling Garry wurde als Köder verwendet, Wright erlaubte ihm zunächst zu kommen und zu gehen wann er wollte, da er dem Namen nach als christlicher Häuptling gesehen wurde und man von ihm keine Gefahr erwartete. Auch der Yakama Chief Ow-hi hat vielleicht gedacht, in einer guten Verhandlungsposition zu sein, nachdem er vor drei Jahren zu Frieden mit Wright geneigt hatte. Ow-hi lag aber falsch mit seiner Vermutung. Als er am 23. September angeritten kam, um den Colonel zu sehen, wurde er gefangen genommen und in Ketten gelegt (P.J.Wagner 1999; 41). Wright wollte auch seinen Sohn Qualchan, denn er für einige frühere Morde an Weißen verantwortlich machte. Dafür gab es aber keine Beweise. Als Qualchan am 24. September um 9.00 Uhr morgens mit seiner Frau und Lokout zu Friedensgesprächen mit Col. Wright in dessen Lager ritt, wusste er noch nicht, dass sein Vater bereits ein Gefangener war. Um 9.15 Uhr wurde Qualchan von Wrights Männern überwältigt und gehängt. Man hängte ihn nicht auf die gewöhnliche Art und Weise sondern legte ihm einen Strick um den Hals und zog ihn vom Boden aus auf einen Baum.

Auch ein Palouse Indianer wurde erhängt, und zwar unter dem Vorwand, er sei an der Erschießung zweier Bergleute in der Nähe von Colfax beteiligt gewesen. Dafür gab es aber ebenfalls keine glaubwürdigen Beweise. Auf seiner Rückreise nach Walla Walla durch das Palouse Gebiet ließ Col. Wright noch einige Palouses hängen, angeblich aus demselben Grund. Er nahm jede Gelegenheit wahr, um den Palouse eindrucksvoll zu zeigen, dass er alle Männer, Frauen und Kinder dieses Stammes hängen lassen würde, falls sie nicht das taten was er wollte. Und er würde auf keinen Fall ein Abkommen mit ihnen schließen. Die Armee kam, um zu kämpfen und die Stämme auszurotten. Frieden lässt sich in solche Pläne nicht gut integrieren. Bevor seine Einheit Walla Walla erreichte, versuchte sein Gefangener Ow-hi am 3. Oktober in der Nähe der Mündung des Tucannon Rivers mit seinem Pferd zu fliehen. Sein Fluchtversuch war nicht erfolgreich, da seine Beine unter der Brust des Pferdes zusammengebunden waren. Als er bemerkte dass sein Versuch fehlgeschlagen war, saß er ruhig auf seinem Pferd. Er wurde durch einen Kopfschuss von Lot. Michael R. Morgan getötet. Nachdem Wright nach Walla Walla gekommen war, erhängte er abschließend noch vier Walla Wallas, einfach nur deswegen, weil er dachte, dass der Stamm Schwierigkeiten verursachte.

Alle Häuptlinge, die vor Col. Wright ihre Rechte durchsetzen wollten, waren nun entweder tot, schwer verletzt oder von ihrem Land vertrieben worden. 1859 ratifizierte dann der Kongress endlich das Abkommen von 1855, aber es wurde nichts unternommen, um den Indianern ihre jährlichen Zahlungen zukommen zu lassen, wie es das Abkommen eigentlich verlangt hätte. Dieser Teil des Abkommens schien absichtlich ignoriert zu werden. Bei jeder anderen gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Verbindung hätte das Ignorieren dieser Vertragsbedingungen den Vertrag einfach für null und nichtig erklärt. Das war hier nicht der Fall, und der Druck auf die verbliebenen Palouse und die benachtbarten Stämme stieg weiter an. Viele Palouse erkannten nun das Abkommen von 1855 nicht mehr an und kehrten in ihre alte Heimat zurück, dort folgten sie ihrer alten Lebensweise und züchteten weiterhin Pferde.

Der Vertrag von 1863

1863 wurde die Nez Perce Reservation um 90% verkleinert

(Foto, Washington State University Libraries, L.V.McWhorter Collection)

 

 

Doch der Friede währte nicht lange, als weitere Goldfunde in Idaho bekannt wurden und tausende Glücksritter das angrenzende Nez Perce Reservat überrannten. Die Palouse beobachteten einen nicht enden wollenden Strom von Kaufläuten, Bergleuten, Prostituierten, Händlern, Spielern und Whiskey-Händlern, welche sich ihren Weg zum neuen El Dorado bahnten.

Das Abkommen von 1855 verbot das Eindringen von Weißen in die Reservate ohne Erlaubnis der Stämme. Aber ohne Unterstützung des Militärs konnte man dies kaum verhindern. Um weitere Konflikte zu vermeiden, wurde 1863 eine Vereinbarung geschlossen, welche einen Teil des Nez Perce Reservats im Norden zum offenen Gebiet für die Siedler erklärte. Aus Sicht der Weißen wurde die Notwendigkeit einer umfangreichen Verkleinerung des Reservats immer notwendiger, weil die Weißen bereits Teile des Reservats in Besitz genommen hätten.

Das Drama erneuter Vertragsverhandlungen mit den oberen Palouse und den Nez Perce begann am 25.Mai 1863. Ein weiteres Argument der Weißen war, dass Chief Joseph’s Gruppe im Wallowa Tal für die Verwaltung des Indianeragenten zu weit entfernt wäre und die geringe Anzahl der dort lebenden Indianer kein so großes Gebiet benötigten. Das gleiche galt im geringen Maß auch für das Territorium von White Bird und Too-hoo-hoo-zotes. Die Absicht der Regierung war klar – Verkleinerung der im Vertrag von 1855 festgelegten Nez Perce Reservation um 90 Prozent. Beseitigt werden sollten die Wallowa, Imnaha und Grande-Ronde Täler. Dieser Vertrag wurde von den oberen Nez Perce des Lapwai Tales am 9. Juni 1863 unterzeichnet. Nach zwei Wochen hitziger Debatten unterzeichnete wieder Lawyer als erster und wie im Vertrag von 1855 notierte einer der Sekretäre neben Lawyers Name: „Oberhäuptling der Nez Perce". Danach unterzeichnete Levi. Weitere 49 andere Führer oder Vertreter ihrer Gruppen zeichneten ein Kreuz neben ihre Namen. Dieser Vertrag schaffte mehr als bloß die Reservation zu verkleinern, er zerbrach den Nez Perce Stamm in zwei Gruppen, in die sogenannten oberen christianisierten missionierten Nez Perce und in die unteren heidnischen VertragslosenNon Treaty" Nez Perce, denen Looking Glass`s, Too-hoo-hoo-zotes und Chief Joseph's Gruppe im Wallowa Tal angehörte. Diese Nez Perce haben diesen Vertrag nie gesehen und ihm auch nie zugestimmt. Der Nez Perce Krieger Yellow Wolf von den Non Treaty Nez Perce brachte es auf den Punkt indem er sagte: Es waren die christlichen Nez Perce, die mit der Regierung einen Diebespakt schlossen". (Yellow Wolf His Own Story; 2000;35)

Der Krieg 1877

Nez Perce bei den Verhandlungen mit General Oliver O.Howard in Lapwai 1877.

In der Mitte der Gruppe sieht man Chief Joseph, White Bird und Looking Glass.

(Foto, Washington State University Libraries)

 

Bis zur Öffnung des Walowa Tales 1875 lebten die sogenannten Non Treaty Nez Perce noch relativ ungestört auf ihren Gebieten und züchteten ebenfalls wie ihre Palouse Nachbarn Pferde. Die Geschichte, dass auch die Nez Perce speziell gefleckte Pferde für Kriegszwecke züchteten, ist ein weitverbreiteter Mythos, der in den 1930ern als Teil einer Kampagne des Appaloosa Horse Clubs populär wurde, welche gefleckte Pferde unterschiedlichster Herkunft kommerziell populär machen sollte. Darüber mehr in der „Verfälschten Geschichte der Appaloosa.“

Nach und nach drangen immer mehr Siedler in das Wallowa Tal vor, was unausweichlich zu Auseinandersetzungen führte. Im Januar 1877 beschloss die Regierung die Umsiedelung der Nicht-Vertrags „Non Treaty“ Indianer in das Lapwai Reservat. Als nach zähen Verhandlungen General Howard beim letzten Beratungstreffen seine ganze militärische Macht demonstrierte, kapitulierte die Nicht-Vertrags-Fraktion schließlich und erklärte sich für einen Umzug bereit. Die unrealistische Frist von 30 Tagen für ihren vollständigen Abzug aus ihrer Heimat vergrößerte die Bestürzung und einige junge Krieger griffen aus Wut weiße Siedler an.

Nun waren die Würfel gefallen und wieder war ein Krieg im Gange. Auch die Palouse wurden in die Nez Perce Auseinandersetzungen hineingezogen, als General Oliver O. Howard verlangte, dass die oberen Palouse, die in der Nähe des Nez Perce Reservates lebten, ebenfalls in das Lapwai Reservat in Idaho ziehen sollten. Die Palouse hatten 35 Tage Zeit um dem nachzukommen, obwohl ihre Pferde auf einem weiten Gebiet auf beiden Seiten des Snake Rivers stromabwärts verstreut waren. Für die Palouse war es unmöglich in so kurzer Zeit ihren gesamten Tierbestand einzusammeln. Die größte Gefahr die es zu dieser Zeit gab, war der Hochwasserstand des Snake Rivers, welcher eine halbe Meile breit war. Hier mussten sie ihre Pferde, Rinder, Waren und natürlich ihre Familien hinüberbringen. Unter der Führung von Hahtalekin (Taktsoukt Ilppilp auch  Red Echo genannt) und Husis-Husis-Kute (Bald Head) dem Veteranen des Wright Feldzuges, verbündeten sich die Palouse mit den vertragslosen Nez Perce und zogen mit ihnen gemeinsam in einen Krieg, der als „Nez Perce Krieg 1877“ in die Geschichte einging. In der Gruppe der Palouse waren viele Büffeljägerkrieger, die als heroische Kämpfer bekannt waren. (L.V. McWhorter; 2001-184)

Palouse und Nez Perce Route 1877

(Washington State University Libraries, L.V.McWhorter Collection)

 

Für die Palouse und Nez Perce Krieger samt ihren Frauen und Kindern begann eine unvergleichliche Hetzjagd, die fast vier Monate dauerte und über 2700 Kilometer durch zerklüftetes unwegsamstes Gelände führte. Von mehreren US Kavallerie Einheiten gejagt und in mehrere Schlachten verwickelt, erkämpften sich die Indianer dank ihres Mutes und ihrer ausgezeichneten Pferde immer wieder einen Fluchtweg. Einen Tagesmarsch vor der rettenden Kanadischen Grenze und dem Ziel sich Sitting Bull anzuschließen, konnten sie in den Bear Paw Mountains aufgehalten werden. Dies gelang der Armee aber nur deshalb, weil sich die Nez Perce und Palouse schon in Sicherheit wiegten und lagerten. Sie wussten, dass sie ihre Verfolger General Howard und Oberst Sturgis abgehängt hatten und deren Pferde erschöpft waren, während sich ihre noch in gutem Zustand befanden. Sie wussten aber nicht, dass sich Truppen unter Colonel Nelson Miles näherten. Am 18. September brach Colonel Miles mit etwa 350 Mann und 30 Sioux und Cheyenne Spähern von Fort Keogh auf und ritt in Richtung Bear Paw Mountains, wo er am 29. September ankam.

Er hatte eine Nachricht von General Oliver O. Howard und Oberst Sturgis erhalten – wonach die Nez Perce und Palouse „sie hoffnungslos abgehängt hätten.“ (Ebd; 378 ) Colonel Miles positionierte sich rasch um das Lager der Palouse und Nez Perce. Die Pferdeherde der Indianer, die sich außerhalb des Lagers befand, wurde fortgetrieben. Am frühen Morgen des 30. September griff Miles im Schutze eines Schneesturms das Lager der Indianer an. Seine Truppen wurden jedoch zurückgeworfen und erlitten schwere Verluste, obwohl sie eine 12 Pfund Napoleon Kanone beim Angriff verwendeten. Trotzdem wurde das Hauptziel von Colonel Nelson Miles, nämlich die Nez Perce und Palouse von ihren Pferden zu trennen, erreicht. Die Indianer verloren durch den Angriff den größten Teil ihrer Pferde und dieser Verlust machte für die meisten einen weiteren Fluchtversuch Richtung Kanada unmöglich. Nach einer mehrtägigen Schlacht in der wichtige Häuptlinge den Tod fanden, kapitulierten mehr als 400 Nez Perce und Palouse schließlich am 5. Oktober 1877. Chief White Bird preschte während der Kapitulationsverhandlungen mit 16 seiner Stammesangehörigen nach vorne und konnte erfolgreich nach Kanada flüchten. (Haines 1955:278; Josephy 1964;19, 1971:609; Slickpoo und Walker 1973;193; Walker 1998:435) Yellow Wolf erzählte später: „Wir wurden nicht gefangen genommen. Es war eine ausgeglichene Schlacht".Die Indianer glaubten, dass die Armee mit einer bedingten Kapitulation einverstanden war, wonach die Krieger nicht bestraft werden würden und in ihr Reservat in Idaho zurückkehren könnten. Joseph berichtete dass Miles gesagt hatte: „Wenn ihr kommt und eure Waffen aufgebt, werde ich eurer Leben verschonen und euch zurück ins Reservat schicken".  Wenn die Nez Perce und Palouse Miles nicht geglaubt hätten, „hätten sie niemals kapituliert". (C.E.Trafzer; R.Scheuerman 1986:118)


Bear Paw Mountains Battlefield,

 (Foto, Washington State University Libraries, L.V.McWhorter Collection)

Am Bear Paw Battlefield, Foto, H. Wagner August 2016

 

 

Nach der Kapitulation in den Bear Paw Mountains wurden die Nez Perce und Palouse zu Fuß, auf Pferden, per Wagen und einem Kahn nach Fort Keogh gebracht. Man ließ sie im Glauben dort den Winter zu verbringen, bevor sie nach Lapwai zurückkehren könnten. Von hier brachte man sie nach Fort Abraham Lincoln in Nord Dakota und anschließend wurden sie wie Vieh mit der Eisenbahn nach Fort Levenworth, Kansas verfrachtet. Von dort wurden sie nach Oklahoma in das Indian Territory gebracht, wo viele von ihnen das feuchtheiße Wetter nicht vertrugen, krank wurden und an Malaria und ähnlichen Krankheiten starben. Die meisten Neugeborenen starben, und erst 1885 nach vielen Interventionen seitens der Indianer, aber auch einiger Weißer, beschloss die Regierung die Rückkehr der Nez Perce und Palouse (es waren insgesamt nur noch 268 Leute übrig) in ihre ehemalige Reservation in Idaho.

Die Agents wählten den Palouse Führer Husishusis Kute aus, um 118 Leute in das Nez Perce Reservat in Idaho zu bringen. Die restlichen 150 Nez Perce und Palouse, darunter auch Josephs Gruppe, wurden ins Colville Reservat im nördlichen Washington gebracht. (Slickpoo und Walker 1973:195; Walker 1998:435) Husishusis Kute erlaubte man aber nicht in Lapwai/Idaho zu bleiben und sich niederzulassen, da er seinen Washani Glauben nicht ablegen wollte. Darum ging auch er nach Nespelem ins Colville Reservat, um mit Joseph zu leben, mit dem er und seine Leute während des Nez Perce Krieges die ganze Distanz geritten waren.

Die Pferde der Palouse und Nez Perce, von denen viele im Krieg umkamen, wurden durch die außergewöhnliche Härte und Ausdauerleistung zur Legende. Nach der Kapitulation in den Bear Paw Mountains ordnete General Miles an, 150 Pferde an die Sioux und Cheyenne Späher zu verteilen. Die übriggebliebenen Pferde fielen letztendlich in die Hände der Armee, obwohl man den Palouse und Nez Perce bei der Kapitulation in den Bear Paw Mountains versprach, sie behalten zu können. Bei einer Auktion in Fort Keogh wurden sie an Weiße verkauft. Diejenigen, die Pferde kauften, kreuzten die eleganten harten und ausdauernden Indianerpferde, unter denen auch M' amins waren (der Großteil war aber einfärbig oder besaß eine andere Musterung) mit schwereren Pflug- und Arbeitspferden. Nach kurzer Zeit war der ursprüngliche Typ verschwunden und ausgerottet. Keiner dieser weißen Käufer führte die Blutlinien fort oder züchtete nach den Kriterien der Indianer. Stattdessen wurden sie mit allen möglichen Rassen vermischt und das einzige was von ihnen übrig blieb war das M' amin (Lp Komplex) Farbmuster, das sich dominant auf andere Rassen weiter vererbte und an die legendären Palouse Pferde erinnerte. Später bildeten nur eine Handvoll dieser gefleckten Mischlinge, größtenteils aber gefleckte Pferde unterschiedlichster Rassen und Herkunft den Grundstock bei der Gründung des Appaloosa Horse Clubs.

Den Palouse und Nez Perce sowie ihren Pferden gebührt unser Respekt. Die Distanzen, die sie zurücklegten sind eine Glanzleistung und legendär. Man muss bedenken, dass die Pferde unbeschlagen waren und Futter oft nur begrenzt zur Verfügung stand. Sie wurden in Schlachten geführt, mussten unwegsamstes Terrain und Gebirgszüge überqueren, Flüsse durchschwimmen und hatten keinen Schutz gegen Sonne, Regen, Kälte und Schnee. Von 1877 bis heute gibt es kein Pferd welches das erreichte. Dies lässt eine große Intelligenz auf beiden Seiten von Mensch und Tier erkennen und außerdem spiegelt es die Mentalität der Menschen, die diese Pferde züchteten und ritten wieder. Zeig mir deine Pferde, und ich sage dir was für ein Mensch du bist.“

Nach den Wirren der Kriege und den Zwangsumsiedelungen in Reservate gab es nur mehr wenige Palouse Indianer, die weiterhin M' amin Pferde züchteten. Nur eine Handvoll Palouse – Palouse/Yakama, vor allem aus den unteren und mittleren Gruppen, die nicht in den Nez Perce Krieg involviert waren, züchteten noch reinrassige M' amin Pferde und besaßen noch größere Herden. Unter ihnen waren die Söhne von Kamiakin, Harlish Washomake der Sohn von Chief Tilcoax, die Friedlanders, die Andrews, Paween und Poyahkin Familien und natürlich Peter Bones und Sam Fisher, die ihr angestammtes Land nie aufgaben und die letzten Palouse waren, die in ihrer alten Heimat am Palouse River M' amin Pferde züchteten.