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Registriertes M' amin Pferd aus der Kamiak Trixie Linie

Foto, H. Wagner 2015

 

Es gibt weltweit keine einzige Pferderasse die mit dem Exterieur und Interieur eines M`amin Pferdes zu vergleichen wäre.

Bevor wir über die Genetik dieser Indianerpferderasse weiterdiskutieren, müssen wir aber erst einmal definieren, was eine Rasse überhaupt ist.

Lt. Wissenschaft versteht man unter Rasse eine Gruppe von Tieren, die ähnliche Charakteristiken aufweisen, ähnliche genetische Merkmale haben und durch Züchtung ihre genetischen Merkmale dahingehend entwickelt haben, dass sie sich selbst reproduzieren können.

Viele Menschen glauben, dass das signifikanteste und wichtigste Attribut dieser Rasse die Flecken sind. M`amins sind aber nicht die einzigen Pferde, die solche Flecken haben. Es gibt viele andere Pferde und Pferderassen auf der ganzen Welt, welche dieselbe Fellzeichnung, wie die folgenden Bilder zeigen, besitzen.

Knabstrupper

Appaloosa x Achal Tekkiner Kreuzung

Noriker

Pferd aus dem Altai

Pferd in China

Mongolisches Pferd

Quelle: Foto 1 bis 3 H. Wagner, Foto 4 G. Argent, Foto 5 und 6 P. Wagner

Der mongolische Fisced/Kulan Mischling, der Knabstrupper der österreichische Noriker, die Pferde aus dem Altai Gebirge, Tadschiken, Kasachstaner, Kirgiser, Andalusier, und noch viele andere weisen dieselbe Scheckung auf.

Was zählt ist die genetische Zusammensetzung eines M`amin Pferdes und die dokumentiert sich zunächst einmal nach außen hin durch seine anatomischen Merkmale, seine Gestalt, sein Verhalten und darüber hinaus wie es sich vererbt. Die typischen Eigenschaften einer Pferderasse sind in den Genen verankert und werden durch die Gene weitervererbt.

Die Farbgebung der Ma`min Pferde ist keineswegs das einzige Merkmal dieser Rasse.

Hauptverantwortlich für die Farbgebung des Ma´min Pferdes ist das Leopard Gen (Lp) bzw. ein Gen Komplex (Leopard Komplex). Dieser Komplex besitzt mehrere verschiedene Merkmale, welche alle dieselbe genetische Basis haben. Hierbei besteht die Möglichkeit, dass ein Pferd zwei oder mehrere dieser Merkmale aufweist.

Merkmale:

  • Mottled
  • Snowflake
  • Speckled
  • Snow cap blanket
  • Few spot leopard
  • Frost
  • Varnisch Roan
  • Blanket
  • Leopard
Generell ist der Leopard Komplex sehr diffizil, aber mittlerweile weiß man, dass er sich aus drei Basiskomponenten zusammensetzt:
  1. White Spotting
    White Spotting wird sehr oft mit anderen Farbmerkmalen verwechselt. Dieses Merkmal ist bei der Geburt sehr oft nicht sichtbar und kommt erst später zum Ausdruck. Grundsätzlich beginnt sich das Weiß von der Hüfte vorwärts über das ganze Pferd zu verteilen.
  2. Roaning
    Die zweite Komponente beinhaltet roan, snowflake und speckled. Im Allgemeinen kann man sagen, dass diese Komponente bei der Geburt nicht zum Ausdruck kommt und sich erst mit zunehmendem Alter entwickelt. Diese Komponente kommt am häufigsten vor.
  3. Leopard Spots
    Grundsätzlich tritt diese Komponente nur in Kombination mit Komponente 1 (White Spotting) auf und kaum bei Pferden deren Farbe nur von Komponente 2 (Roan) beeinflusst wird.

Der Leopard Komplex wird durch ein einziges Allel (Ausprägung eines Gens) verursacht. Um das Leopard Komplex-Merkmal zu produzieren, ist ein spezieller Locus (physikalischer Ort eines Gens), genannt TRPM1, notwendig. Damit das LP-Merkmal zum Ausdruck kommt, muss es intermediär (unvollständige Dominanz) weitervererbt werden und erfordert zusätzlich sogenannte Hilfsgene. Sie spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, das Ausmaß des Merkmales „Weiß“ festzulegen. Das bedeutet ein Pferd mit LP Gen, welches aber keine Hilfsgene (z.B. White Spotting) hat, wird keine Verteilung des Merkmales „Weiß“ aufweisen. Umgekehrt gilt dasselbe. Die Hilfsgene können nur in Kombination mit dem LP Gen zum Ausdruck kommen.

Wie man sehen kann, wird die Farbgebung des M‘ amin Pferdes von einem nur sehr kleinen Genkomplex beeinflusst und hat daher niemals Auswirkungen auf Körperbau oder Charakter eines Pferdes – der LP Gen Komplex ist lediglich für die Farbgebung verantwortlich.

Laut Wissenschaft werden heute beim Pferd annähernd 70.000 Gene, die in den 32 Chromosomenpaaren eines Pferdes lokalisiert sind, vermutet. Daraus wird schnell ersichtlich, dass es um eine Rasse zu kreieren oder zu erhalten weitaus mehr bedarf als bloß Farbe am Hintern.

Man kann diese Farbe auf jede Rasse hinaufzüchten, aber das ändert auf keinen Fall die daraus resultierende Rasse dahingehend, dass sie zu der Rasse wird, die als Farbquelle dient.

Leider hat die Vergangenheit gezeigt, dass durch fehlendes Verständnis von Genetik und falscher Zuchtpolitik Pferderassen für die, dieses Farbmuster typisch ist, beinahe vollständig vernichtet wurden. Der Appaloosa und der Knabstrupper sind ein trauriges Beispiel dafür.

Ausschlaggebend für die Erhaltung der M`amin Rasse ist es, nicht nur die Farbe (LP Gen), sondern das gesamte genetische Erbmaterial dieses Indianerpferdes zu bewahren. Man muss das gesamte wertvolle Erbgut so rein als möglich erhalten. Dies ist nur durch eine Berechnung der Gene mit dem Namen Prozentanteil des Originalblutes möglich. Einen anderen Weg gibt es nicht!!!

Genetische Studien

Genetische Analyse von M‘ amin Pferden

2012 wurden die möglichen genetischen Ursprünge der M‘ amin Pferde auf der Texas A&M University von E. Gus Cothran, Ph.D. untersucht. Die Resultate, die hier präsentiert werden, sind Teilresultate einer größeren Studie. Bei den zu untersuchenden Pferden wurden Haare entnommen, die DNA herausgefiltert und eine Marker Analyse durchgeführt. Die untersuchten Pferde wurden auf ihre Ähnlichkeiten hin mit anderen Rassen verglichen. Die genetischen Untersuchungsergebnisse wurden in Form eines Ancestral (Ahnen) DNA Reports bekanntgegeben. In den Spalten 1-3 befinden sich jene Rassen, die am besten zum jeweiligen untersuchten Pferd passen.

Es sollte erwähnt werden, dass diese Ergebnisse nicht zwingend bedeuten, dass die angekreuzten Pferde des Ancestral (Ahnen) DNA Reports auch die Vorfahren des untersuchten Pferdes sind. Ähnlichkeiten müssen nicht unbedingt bedeuten, dass diese Pferde verwandt sind – sie können verwandt sein oder auch nicht. Es wurde nur festgestellt, dass sie am besten zusammen passen.

DNA Report Toby's Firetruck

DNA Report Toby's Rock Jasmine

 

Resultat 1: M‘ amin Pferde bilden keine genetischen Ähnlichkeiten mit dem Quarter Horse und dem allgemein registrierten Appaloosas.

Resultat 2: Es konnten keine nennenswerten genetischen Ähnlichkeiten zu Gangpferderassen festgestellt werden, wie dies z.B. bei Appaloosas der Fall ist. M‘ amin Pferde besitzen keine vierte Gangart.

Resultat 3: M‘ amin Pferde bilden keine nennenswerten genetischen Ähnlichkeiten mit den Draft (Kaltblut) Rassen.

Das M’ amin Pferd ist ein mittelrahmiges, iberisch geprägtes Reitpferd, mit trockener, eher länglicher Bemuskelung und harmonisch gut ausbalanciertem Gesamtbild. So wurden sie auch von den berühmten Entdeckern Lewis & Clark beschrieben. Die Extremitäten sind genügend lang und der Röhrbeinumfang beträgt im Mittelmaß bei Hengsten 19 cm und bei Stuten 18 cm.

Resultat 4: M‘ amin Pferde besitzen genetische Ähnlichkeiten mit iberischen Rassen wie Andalusian/Lusitano und Criollo.

Dies ist nicht überraschend, sondern bestätigt lediglich die Entwicklungsgeschichte dieser Pferde.

M‘ amin Pferde mit einem Originalblutanteil von 50 -100 % besaßen die meisten genetischen Ähnlichkeiten zu iberischen Rassen. Desto niedriger die Originalblutanteile waren, desto mehr Ähnlichkeiten ergaben sich mit Irish Breeds, verschiedenen Warmblütern und Orientalen Rassen, wie Akhal Teke und Arabern.

Es sollte festgehalten werden, dass die Ähnlichkeiten mit den Warmblütern und Orientalen Rassen nicht auf eine direkte Verbindung zurückgehen, sondern auf die Tatsache, dass Warmblüter-Blutanteile von Vollblütern besitzen und Orientale Rassen, wie der Akhal Tekkiner wiederum Vollblüter beeinflussten.

M‘ amin Pferde mit einem niedrigen Originalblutanteil wurden oft mit Appaloosas gekreuzt, die Vollblut und Araberblut führten. Die Ähnlichkeiten zu den Irish Breeds erklären sich daraus, dass diese Züchtungen wiederum von Vollblütern, aber auch von spanischen Pferden beeinflusst wurden.

 

Genetische Analyse von Apploosa Pferden der „alten Linien“ (Foundation-Appaloosas) verglichen mit den „allgemein registrierten“ (modernen) Appaloosas

Im August 2000 wurden von Gala Argent, M.A. und E. Gus Cothran, Ph.D. Untersuchungen an Appaloosas der alten Linien durgeführt. Bei den damaligen Untersuchungen wurde darauf geachte,t dass diese Pferde möglichst wenig Fremdblut führten und so wenig wie möglich mit anderen Rassen gekreuzt waren. Der Großteil dieser untersuchten Pferde ging auf den Foundation Stock des ApHC zurück. Die meisten Pferde dieser Testreihe stammten aus den Zuchtprogrammen von Ulrich und Scripter, die keine Fremdzucht betrieben. Einige andere waren Nachkommen von verschiedenen anderen alten Blutlinien. Diese Pferde wurden auf ihre Ähnlichkeiten hin mit anderen Rassen verglichen und ihre genetischen Resultate präsentiert. Nachstehend die Zusammenfassung dieser Ergebnisse.

Resultat 1: Die Appaloosas der alten Linien bilden keine genetischen Ähnlichkeiten mit dem Quarter Horse und dem allgemein registrierten Appaloosas.

Die Appaloosas der alten Linien sind, was die analysierten genetischen Anlagen betrifft, von den Pferden im allgemeinen ApHC Register genetisch verschieden. Das ist auf die extensive Fremdzucht zurückzuführen, die über Generationen bei den Pferden des allgemeinen Registers im ApHC durchgeführt wurde.

Resultat 2: Die Appaloosas des allgemeinen Registers sind den Quarter Horses am ähnlichsten.

Das ist aufgrund des großen Zustroms von Quarter Horse Blut in die Population, die seit der Gründung beim ApHC registriert wurde, nicht überraschend. Der ApHC erlaubt es, dass Nachkommen, die aus der Anpaarung aus Pferden des ApHC Registers mit Arabern, Vollblütern und Quarter Horses entstehen, als „Appaloosas“ registriert werden. Diese Nachkommen, genetisch eigentlich nur halbe Appaloosas, können dann wieder und wieder mit den anderen akzeptierten Fremdrassen verpaart werden. Die Nachkommen aller weiteren Generationen dieser Kreuzzüchtungen können als „Appaloosas“ registriert werden.

Resultat 3: Die Pferde der alten Linien haben am meisten Ähnlichkeiten mit den Rassen, die in Nordamerika entstanden sind. Diese Rassen sind: Der Tennessee Walker, das Rocky Mountain Pferd und der American Saddlebred. Die nächsten Ähnlichkeiten bestehen mit dem Morgan Horse und dem Standardbred.

Es ist interessant zu sehen, dass der Großteil dieser Rassen Gangpferde sind und dass viele der Appaloosas der alten Linien eine vierte Gangart besitzen, egal ob sie Pferde dieser Rassen in ihrem Pedigree haben oder nicht. Die Verbindung der Appaloosas der alten Linien kann deshalb mit ähnlicher Herkunft dieser Gruppe und der nordamerikanischen Rassen zu tun haben.

(Hier ist anzumerken, dass fast ausschließlich nur Pferde aus den Scripter und Ulrich Zuchtprogrammen untersucht wurden, viele Appaloosas, die den Grundstock des ApHC bildeten, besaßen auch Vollblut und Araber-Blutanteile).

Resultat 4: Die Appaloosas der alten Linien bilden keine nennenswerten genetischen Ähnlichkeiten mit den Draft Rassen. Im Allgemeinen hat der Appaloosa der alten Linien, verglichen mit den allgemein registrierten Appaloosas, aber mehr Kötenbehang, einen größeren und stärkeren Knochenbau und größere Füße.

Resultat 5: Die Appaloosas der alten Linien (Foundation Appaloosa) bilden keine genetischen Ähnlichkeiten mit den iberischen (spanischen) Rassen, was man eigentlich erwarten würde, wenn diese eine Hauptquelle ihres frühen reinen Genmaterials wären.

 

Bei M‘ amin Pferden und Mustangs kann man aber genetische Ähnlichkeiten zu den iberischen Rassen nachweisen!!!!!

Zusammenfassung

Historische Grundlagen und wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die Indianerstämme des zentralen Plateaus sowie die angrenzenden Nachbarstämme ihre riesigen Pferdeherden aus dem spanischen Bestand entwickelten. In diesem Zusammenhang ist es aber wichtig festzuhalten, dass es bis heute nur wenige Informationen über den weiteren Zuchtverlauf dieser Pferde gibt. Mehr als zweihundert Jahre lang verfolgten die Stämme des Plateaus, allen voran die Palouse Zuchtprogramme, über die nur sehr wenig bekannt ist. Nur von Stammesältesten können wir deshalb erfahren, wie sich der Grundbestand weiterentwickelte, welche Zuchtrichtung die Indianer verfolgten, welche Attribute die Indianer bevorzugten und welche phäno- und genotypischen Eigenschaften das M‘ amin Pferd besaß.

Registriertes M' amin Pferd

Foto, H.Wagner

 

Foundation Appaloosa

Foto, Tom Taylor

 

Heutiger Appaloosa

Foto, B. Segner

 

Festzuhalten ist die Tatsache, dass sich das M‘ amin Pferd genetisch vom Foundation und allgemein registrierten Appaloosa unterscheidet, wie die historische Entwicklungsgeschichte und die vorherigen genetischen Untersuchungsergebnisse klar zeigen.

Nach der Gründung des Appaloosa Horse Clubs war das einzige Kriterium, welches angab ob Appaloosa oder nicht, die Farbe. Man registrierte die Pferde nur nach Farbattributen und nicht nach ihrer Gestalt, Leistung, Herkunft, Reinheit der Blutlinie oder irgendeinem anderen Kriterium. Ursprünglich wurde jedem Pferd im ApHC, von dem man dachte es sei geeignet um einen guten Grundbestand zu garantieren, eine Foundation Nummer gegeben. Ein vorangestelltes „F“ bedeutete, dass das Pferd zum Foundation Bestand gehörte. Die Foundation Bücher schlossen mit der Nummer F-4932. Über die Jahre wurde es immer deutlicher, das die F-Nummer allein keine Auskunft darüber gab, ob es sich um einen richtigen indianischen Appaloosa (M‘ amin) handelte oder nicht.

Als das ApHC Register 1938 gegründet wurde, gab es in vielen Teilen des Landes gefleckte Pferde unterschiedlichster Herkunft. Viele dieser Pferde besaßen auch eine vierte Gangart und trugen das Blut verschiedener nordamerikanischer Rassen oder importierter Rassen in sich.

Mit der Registrierung beim ApHC besaßen Züchter nun die Möglichkeit ihre gefleckten Zuchtprodukte, für die es bis zu diesem Zeitpunkt keine Zuchtorganisation gab, zu promoten und zu etablieren. Aus allen Teilen des Landes wurden nun gefleckte Pferde beim ApHC registriert und um den Verkaufswert zu steigern, wurden plötzlich alle mit den legendären Kriegspferden der Nez Perce in Verbindung gebracht. Eine verfälschte Geschichte, die durch mehrere unkritische Publikationen des ApHC Vorstandes veröffentlicht wurde und jeder historischen Grundlage entbehrt.

Von den 4932 Pferden, die den Foundation Grundstock des ApHC begründeten, gibt es nur sehr wenige Pferde, die historisch nachweisbar mit indianischer Zucht in Verbindung gebracht werden können.