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Einleitung

Die Behauptung, dass die Nez Perce Indianer Appaloosa Pferde züchteten und zu Kriegszwecken entwickelten, ist in den USA weit verbreitet und der ApHC, Appaloosa Besitzer und Journalisten verbreiten sie noch immer weiter. Diese Geschichte tauchte erst 1937 - begünstigt durch mehrere unkritische Publikationen von Dr. Francis Haines - auf und war vorher nicht bekannt.

Irgendwann zwischen 1700 und 1730 wirkte sich eine bedeutsame Entwicklung auf das Leben der Plateau Indianer aus. Das Pferd, das von den Spaniern nach Mexiko gebracht worden war und das sich von den spanischen Rio Grande Kolonien in New Mexico bei den Indianern in Richtung Norden ausbreitete, tauchte zum ersten Mal an den Grenzen des Nez Perce Landes auf. Die Shoshonen hatten die Tiere um 1700 und vom südlichen Idaho aus verbreiteten sich die Pferde und gelangten über das Land der Cayuse zuerst zu den Palouse, Walla Walla, Umatillas und erst anschließend zu den Nez Perce und Yakamas sowie zu anderen Stämmen im Osten und Norden. Dies geschah zwischen 1700-1730.

Man weiß nicht genau wann oder wie die Nez Perce ihre ersten Pferde erwarben. Laut Nez Perce Überlieferungen und Aussagen von Stammesältesten, die ich 2003 interviewte, wurden die Nez Perce zuerst bei den Cayuse auf Pferde aufmerksam. Dort erfuhren sie, dass dieser Stamm seine Pferde von den Shoshonen bekommen hatte, woraufhin sie eine Expedition in Richtung Süden schickten, um dort Pferde einzukaufen. Sie kauften neben anderen Tieren eine weiße trächtige Stute und der Legende nach wurden diese Stute und ihr Hengstfohlen zur Basis der Nez Perce Herden.

Archie Laywer mit seiner Frau vor seinem Haus

Foto, H. Wagner; Aug. 2003

 

Bezüglich der Geschichte von Dr. Francis Haines, dass die Nez Perce gefleckte Pferde (Appaloosa) züchteten und zu Kriegszwecken entwickelten, erzählte mir ein Stammesältester Nez Perce „Archie Laywer“, den ich im August 2003 in seinem Haus in der Nähe von Grangeville, Idaho, besuchte und interviewte Folgendes. „M`amin Pferde oder Appaloosas, wie sie heute genannt werden, kamen von den Palouse zu den Nez Perce. Auch die Cayuse besaßen gefleckte Pferde, aber das Zuchtzentrum der M‘ amin (maamen) Pferde lag in den Händen der Palouse. Diese Leute hatten eine besondere Vorliebe für gefleckte Pferde.“

Auf meine Frage, ob auch die Nez Perce solche Pferde besaßen oder züchteten antwortete Archie: „Wahrscheinlich besaßen einige unserer Leute solche Pferde, welche durch Handel mit den Palouse früh von ihnen erworben wurden, aber die Nez Perce züchteten Pferde nach Ausdauer und Schnelligkeit und nicht nach Farben. In meiner Jugend sah ich bei den Nez Perce viele Pferde aber nur ein einziges, das gefleckt war.“ Auch andere Stammesmitglieder, die ich zu diesem Thema befragte sowie Rudy Shebala, der damalige Direktor des Nez Perce Horse Registry bestätigten Archie‘s Erzählungen.

Auch in der Literatur des 19. Jahrhunderts bezüglich gefleckter Pferde bei den Nez Perce findet sich kein einziger Hinweis, der die Geschichte von Dr. Francis Haines untermauern könnte. Keine Künstler der damaligen Zeit, die Augenzeugen waren, wie John Mix Stanley oder Gustavus Sohon, die Ansichten von Nez Perce Reitern Mitte der 1850er zeichneten oder westliche Fotographen, wie W.H. Jackson, der die Nez Perce vor 1877 fotografierte, zeigten diese Leute auf gefleckten Pferden. Weder Pelzhändler, Missionare, Militärbedienstete, Minenarbeiter oder Siedler, welche die Nez Perce im 19. Jahrhundert getroffen hatten, erwähnen in ihren Schriftstücken gefleckte Pferde bei den Nez Perce Herden und dies hätten sie wohl getan, wenn diese eine größere Menge besessen hätten. Es gibt nicht einmal einen Hinweis darüber. Im Gegenteil, in all den zeitgenössischen Schriftstücken, wo Nez Perce Pferde detailliert beschrieben wurden, wurde alles andere als die Anwesenheit von gefleckten Appaloosa Pferden erwähnt. Auf allen Zeichnungen und Bildern sieht man Nez Perce Krieger und Häuptlinge auf allen möglichen Pferden, auch auf Pintos, aber auf keinen gefleckten Appaloosas.

Nez Perce bei den Verhandlungen mit General Oliver O.Howard in Lapwai, vor Ausbruch des Krieges 1877. In der Mitte der Gruppe sieht man Chief Joseph, White Bird und Looking Glass. (Foto, Washington State University Libraries)

Chief Joseph Gruppe in Nespelem (Colville Reservat), 04.July. 1901

Foto, Dr. Edward H. Latham, WSU Libraries

Albert Moore, Nez Perce Kriegsveteran, WSU Libraries

 

Alvin M. Josephy Jr., ein bekannter Historiker, der Nachforschungen für seine Arbeit „The Nez Perce Indians and the Opening of the Northwest“ (Yale University Press, New Haven, 1965) betrieb, untersuchte bereits 1958 das Thema bezgl. der gefleckten Nez Perce Pferde. Auch er konnte in der Literatur nichts finden, was die Geschichte von Dr. Francis Haines unterstützt hätte. So kam Josephy zur Überzeugung das die Haines Geschichte falsch war und veröffentlichte 1967 im New York Posse Brand Book „The Westerners“ einen Artikel bezüglich dieses Themas mit dem Titel Nez Perces and The Appaloosa Horse….. False History.“ Diesem Artikel fügte er die Aussagen von drei Nez Perce Kriegsveteranen: „Albert Moore, Sam Tilden und Josiah Redwolf“ bei, welche Alvin M. Josephy Jr. 1960 interviewt hatte.

Die Kommentare der drei Veteranen bestätigen die falsche Geschichte der Appaloosa und man kann ihre Aussagen mit den Worten Albert Moores zusammenfassen: „Es ist nicht wahr, dass dieses Pferd unser Kriegspferd war.“ (A. M. Josephy, Jr. 1967; 82)

Weiters erschien 1967 im New York Posse Brand Book „The Westerners“ ein Artikel von H.E. Bartlett mit dem Titel: „The Appaloosa Was Not the Nez Perce War Horse.“ Harry E. Bartlett war ein 65 jähriger Nez Perce und sein Bericht war der erste veröffentlichte Artikel eines Nez Perce Indianers über dieses Thema. H. E. Bartlett wuchs unter den Kriegsveteranen des Stammes auf und wusste, dass die Haines Geschichte falsch war. Sein ganzes Leben lang hatte er mit Pferden zu tun und war wie sein älterer Freund, der berühmte Nez Perce Rodeo Champion Jackson Sundown, ein Bronc-Buster, Rodeo Reiter und Jockey. Seine Frau Grace Bartlett war im Nordwesten als Historikerin des Wallowa County, Oregon bekannt. Sie wirkte auch bei der Zeitschrift „The Oregon Historical Quarterly“ und anderen Publikationen mit.

Harry E. Bartlett’s Artikel lässt sich wie folgt zusammenfassen. Viele Nez Perce Indianer, die im Krieg gekämpft hatten, waren keinesfalls verächtlich geschlagene Männer. Sie kehrten ins Reservat zurück, bekamen Land zugewiesen und lebten dort friedlich. Sie lebten dort mit Würde und Integrität und sie besaßen viele Pferde, wie sie es immer getan hatten. Sie hatten keine Vorliebe für eine bestimmte Farbe, ein farbenprächtiges Pferd das glühende Augen hatte, schnell und wachsam war, wurde von ihnen nicht mehr geschätzt als ein einfarbiges Pferd mit denselben Qualitäten. Nicht einer von ihnen besaß ein Appaloosa Pferd.

Jackson Sundown wurde 1863 geboren. Sein Vater war ein Nez Perce aus der Wallowa Gruppe. Nach dem Nez Perce Krieg widmete Sundown sein Leben den Pferden und wurde ein berühmter Rodeo Champion.

Foto ca. 1918, Allen H. Hilton - WSU Libraries

Yellow Wolf, Nez Perce Kriegsveteran

Foto, Lucullus Virgil McWhorter Collection

 Bill Jonas (White Bear), Nez Perce Kriegsveteran mit seinem Pinto Pferd 1916

Foto, Lew Jain Collection, Fran Rader Studio, Lewiston, Idaho; Nez Perce National Historical Park

Joseph, Häuptling der Wallowa-Imnaha Nez Perce auf einem weißen bemalten Pferd. Colville Reservation, Washington, 1903.

Foto, Edward H. Latham, WSU Libraries

Pio Pio Ta`likt oder George Peo Peo Thalekt, Nez Perce Kriegsveteran mit Pferd, ca. 1900

Foto, WSU Libraries

 Charlie Wilpoken, Nez Perce Kriegsveteran mit seinem Pinto Pferd, Colville Indian Reservation, Washington, ca. 1900-1910

Foto, Edward H. Latham, WSU Libraries

Einen weiteren Bericht bezgl. dieses Themas liefert uns Lee Manes, ein früher Appaoosa Pionierzüchter. Manes Geburtsort lag in der Nähe der östlichen Grenze des Nez Perce Reservates, wo er auch aufwuchs und mit vielen Stammesmitgliedern gut bekannt war. Später besaß er eine Ranch in Joseph Creek auf dem Territorium, wo die Nez Perce Flucht 1877 begann. Lee war ein Appaloosa Liebhaber und war noch keine 40 Jahre alt, als die erste National Appaloosa Show in Lewiston, Idaho, stattfand. Von 1950 bis 1952 war er Direktor des Appaloosa Horse Club’s. Laut ihm wurde auf dem Nez Perce Reservat keine bedeutende Zahl an Appaloosas gezüchtet. Er sagte: „Die Appaloosas wurden von den Palouse Gruppen und den ganz westlichen Gruppen, wie den Alpowa gezüchtet. Wären die östlichen Gruppen der Nez Perce voluminöse Appaloosazüchter gewesen und wären im Palouse Country nur wenige gezüchtet worden, hätten die Appaloosas mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit einen anderen Namen erhalten, wie zum Beispiel Kooskooskee.“ (P. J. Wagner, American Appaloosa Anthology 1999; 95).

(Anmerkung: Alpowa war das östlichste Palouse Dorf, nur ein paar Meilen westlich von Clarkston, Washington, und grenzte an den westlichsten Teil des Nez Perce Territorium). Lee Manes waren die ursprünglichen Stammesgebiete nicht ganz klar, er hielt aufgrund der Landaufteilungen des Vertrages von 1855 das östlichste Palouse Dorf Alpowa für das westlichste Nez Perce Dorf.

An dieser Stelle könnte man noch viele weitere Beispiele bringen, die beweisen, dass die Nez Perce nur vereinzelt Appaloosas besaßen und dieses Pferd nicht ihr Kriegspferd war.

Ich glaube, dass Dr. Francis Haines und Andere lange und intensive Nachforschungen betrieben haben, um Beweise zu finden, mit denen man die Nez Perce und das Appaloosa Pferd in Verbindung bringen kann. Welche Gründe auch immer Dr. Haines dazu veranlassten. Fact ist, dass die Beweise bis heute fehlen und die Bemühungen von Haines, gescheitert sind.

Die wahre Geschichte

Was ist nun die wahre Geschichte und warum lag Dr. Francis Haines mit seiner Interpretation so falsch.

Um dies zu erklären müssen wir in der Geschichte bis zum ersten Kontakt der Nez Perce und Palouse mit den weißen Entdeckern Lewis und Clark zurückkehren. 1805 brachte die Lewis und Clark Expedition, bekannt als Corps of Discovery Expedition (1804-1806), offiziell die ersten weißen Menschen in das Gebiet der Nez Perce und Palouse. Sie wurden von beiden Stämmen gut behandelt. Ihre Route in den Westen führte entlang des Snake Rivers, wo sie den Palouse Stamm trafen, den sie fälschlicherweise für Nez Perce hielten.

Diese frühen Entdecker und Forscher wussten wenig über Stammesterritorien und so bezeichneten Lewis und Clark die Upper (Oberen) Palouse vom Alpowa Dorf bis hin zum Alamotin Dorf als Chopunnish (Nez Perce). Die Middle (Mittleren) Palouse, die an der Mündung des Palouse Rivers in den Snake und der Tucannon River Region lebten, als Pelloat pallahs und die Lower (Unteren) Palouse, die in der Nähe von Pasco lebten, als Sokulks und Chymnapums.

Andere Forscher nach ihnen, wie Elliot, identifizierten sogar die Sokulks (unteren Palouse) wiederum als Nez Perce (Glover 1962:376). Solche Fehler wurden von vielen Weißen wiederholt, die nach ihnen kamen und werden auch heute noch in den historischen Aufzeichnungen selten korrigiert.

Ursprüngliches Palouse Heimatland und ihre Siedlungen

entlang des Snake und Palouse Rivers ca. 1820

 

Vermutlich korrigierte auch Dr. Francis Haines diesen historischen Fehler nicht, den in der Jänner/Februar Ausgabe des Magazins Western Horseman von 1937 (Band II, Nr. 1, Seiten 8-9) schrieb er, dass das Appaloosa Pferd von den Nez Perce Indianern im Palouse Country gezüchtet wurde.  

In einem anderen Zitat von Haines heißt es: „Der Name Appaloosa stammt vom Namen des Palouse Rivers im östlichen Washington. Vor Jahren war das ein Zentrum der gefleckten Pferde." (Haines 1955:24).

(Anmerkung: Das Palouse Country gehörte den Palouse Indianern und am Palouse River lagen mehrere Palouse Dörfer, darunter auch ihr Hauptdorf Palus).

 

1963 erschien von Haines das Buch Appaloosa (University of Texas Press 1963). In diesem Buch befindet sich ein Foto, das einen Appaloosa mit zwei Indianern zeigt. Dieses Foto ist bis heute das einzige von Haines veröffentlichte, welches angeblich einen Appaloosa mit Nez Perce Indianern zeigt. Es wird auch heute noch von vielen Appaloosa Verbänden und Besitzern verwendet, um zu zeigen, dass die Nez Perce Appaloosas besaßen.

Haines betitelt das Foto mit Nez Perce Indians, ca 1895. Unter dem Foto gibt es eine genaue Beschreibung des Indianers auf der linken Seite. In dieser Beschreibung erklärt Haines, dass es sich bei diesem Indianer um den Sohn von Poker Jim, einem Angehörigen einer westlichen Nez Perce Gruppe handelt. Haines betont aber auch, dass diese Gruppe oft als Palouse bezeichnet wird. Des Weiteren führt er an, dass ihm Mary Himes aus Cayuse, Oregon dieses Foto zu Verfügung stellte und es im Umatilla Reservat oder Nespelem gemacht wurde.

Diese Erklärungen unter dem Foto spiegeln die Verwirrung darüber, wie falsch die StammesTerritorien damals gesehen wurden. Genauso wie der Appaloosa Züchter, Lee Manes, bezeichnete auch Dr. Francis Haines, die am östlichsten beheimateten Palouse (Oberen Palouse) als westliche Nez Perce Gruppe, obwohl er wusste, dass dies eigentlich eine Palouse Gruppe war.

(Anmerkung: Das Foto zeigt keine Nez Perce sondern Palouse Indianer. Der linke Mann, ist der Sohn des Palouse Indianers Poker Jim. Die Identität des rechten Mannes lässt sich nicht evaluieren, man kann aber aufgrund der Herkunft des Fotos annehmen, dass es sich ebenfalls um einen Palouse oder Cayuse handelt. Das Foto erhielt Haines von Mary Himes aus Cayuse, Oregon. Cayuse liegt in der Umatilla Reservation, wo sich sehr viele Palouse samt ihren Pferdeherden, nachdem sie ihr Heimatland verloren hatten, ansiedelten. Peter Bones half dort mit, eine große Herde von M‘ amin Pferden aufzubauen. Die Nez Perce hatten ihre eigene Reservation, sie siedelten nicht ins Umatilla Reservat. In Nespelem siedelten sich ebenfalls viele Palouse mit ihren großen Pferdeherden, unter denen viele M‘ amin’s waren, an. Darunter waren auch die Söhne von Kamiakin).

Um der Sache nun auf den Grund zu gehen, warum solche Verwirrung bezgl. der ursprünglichen Stammes Territorien herrschte, müssen wir in der Geschichte ein weiteres Ereignis berücksichtigen. Es konnte unmöglich allein der Fehler der frühen Entdecker sein, der solche Verwirrung hervorrief. Man bezeichnete ja auch nicht die angrenzenden Nachbarstämme des Nez Perce Reservates im Osten und Nordosten als „östliche Nez Perce Gruppe“ sondern jeder wusste, dass dies die Flathead und Pend d‘ Oreille waren. Warum gab es also einen solchen Disput an der westlichen Grenze des Nez Perce Gebietes.

Das entscheidende Ereignis, welches an der westlichen Grenze des Nez Perce Territorium dieses Dilemma auslöste, war der Vertrag von 1855 mit Gouverneur Isaac I. Stevens.

Im Mai und Juni 1855 kam es in Walla Walla zu einem großen Vertragskonzil, dass den Gang verschiedener Stämme, wie den Palouse, Yakama, Nez Perce, Umatilla, Cayuse und Walla Walla in Reservate besiegeln sollte. (Genaueres darüber findet man in der Geschichte der M‘ amin Pferde)

Die Identitäten der Palouse-Unterzeichner offenbaren, wie diese Vertragsbestimmungen die Stammeszerteilung begünstigten. Chief Tilcoax von den Lower (Unteren) Palouse unterzeichnete den Walla Walla-Cayuse Vertrag, während Khalotash von den Middle (Mittleren) Palouse seine Unterschrift gemeinsam mit Kamiakin auf den Yakima Vertrag setzte und die Unterschrift des Palouse Führers Hahtalekin (Taktsoukt Ilppilp ) von Wawáwih (Obere Palouse) auf dem Nez Perce Vertrag auftaucht.

Nach Abschluss dieses Vertrages erstreckte sich nun der nordwestliche Teil des Nez Perce Reservates vom Snake-Clearwater Zusammenfluss ungefähr 25 Meilen nach Westen bis zum Wawáwih-Dorf, ein Gebiet entlang dem Snake River, das immer schon das Land der Upper (Oberen) Palouses war. (R.D.Scheuerman; M.O. Finley 2008;41). Durch die Landabtretungen in den Verträgen von 1855 fiel das gesamte Palouse Territorium in die Hände der Regierung, obwohl die meisten Palouse Führer, darunter auch der Palouse Chief, Slowiarchy, den Vertrag nicht unterzeichneten. Mit der Unterschrift von Chief Kamiakin rechtfertigte Gouverneur Isaac I. Stevens die Abtretung des gesamten Palouse Territoriums. Kamiakin, durch seinen Vater halb Palouse und seiner Mutter halb Yakama, war damals ein Bewohner der Yakama Nation und besaß überhaupt keinen Einfluss auf die Gebiete des Stammes seines Vaters.

Mit diesem Schachzug der Regierung verloren die Palouse ihr gesamtes Heimatland und um nicht an diese hinterlistige Politik erinnert zu werden und aus Befürchtung vor zukünftigen Territorialen Ansprüchen versuchte die damalige US Regierung in den folgenden Jahrzehnten jedes sichtbare, sinnliche Zeichen ihrer Existenz zu tilgen und die Palouse für ausgestorben zu erklären. Nachfolgende Generationen der Weißen sollten nicht mehr an diesen Stamm erinnert werden.

Mit meiner Lebensgefährtin bei Alexander C. McGregor

Foto, H. Wagner 2011

 

In Landkarten, die damals gezeichnet wurden, erstreckte sich nun plötzlich der Name Nez Perce über den Norden Idahos, Zentralwashington und Yakima. Alexander C. McGregor, ein Nachkomme der frühen Pionierrancher des Palouse Country, erinnert sich an solche Karten, die er in den Schuljahren 1961-62 studierte. Er erwähnt in seinem Buch „Remarkable People and a Remarkable Land“ (2010; 4) Folgendes:

Ich erinnere mich daran, wie ich eine Landkarte während des Schuljahres 1961-62 studiert habe und mir den pazifischen Nordwesten genau angesehen habe. Der Name „Nez Perce“ erstreckte sich über den Norden Idahos und „Yakima“ und war in Zentralwashington angesiedelt. Das weite Gebiet dazwischen – wo wir wohnten – war leer. Ich habe wahrscheinlich zu meiner Lehrerin, Mrs. Repp, damals nichts gesagt, aber mein Großvater wusste etwas anderes. Seine Familie war in den 1880ern von einem wolgadeutschen Dorf in Russland in den mittleren Westen Amerikas ausgewandert und hatte sich 1891 im pazifischen Nordwesten niedergelassen. Dort lebten sie zuerst in „der Kolonie“, wie es mein Großvater nannte, eine Art Kommune, die am Palouse River flussabwärts von Matlock Bridge zwischen den Gemeinden Endicott und St. John lange existierte. Ich kannte den Ort gut, denn er befand sich nur einige Meilen von unserer Farm entfernt und die Überreste des Kolonielebens waren noch bei mehreren alten Häusern sichtbar. „Unsere Leute haben dort unten ihre Farmen bewirtschaftet und Apfelbäume gepflanzt“, erzählte mir mein Großvater, „ und jedes Jahr, wenn die Palouse Indianer den Fluss entlang zogen, tauschten sie ihren Fisch gegen Früchte ein.“ Daher wusste ich, dass die Karte falsch war und warum ich gerne etwas über diese gütigen Menschen wissen wollte, die meinen Vorfahren bei deren Existenzgründung geholfen hatten.“

Erschienen am 14.2.1936 im Colfax gazette commoner,

WSU Library

 

Weiters erschienen zur damaligen Zeit immer wieder Presseartikel mit der Überschrift „Der Letzte Palouse“ oder "Der letzte Vollblut Palouse" usw., die darauf hinweisen sollten, dass die Palouse nicht mehr existierten. Die damalige US Regierung versuchte mit allen Mitteln die Identität dieser Nation zu beseitigen.

Diese Politik wird bis heute fortgeführt und in vielen Berichten liest man, dass es heute nur mehr eine Handvoll Palouse geben soll. Carrie Jim, eine Palouse und Stammeshistorikerin, erzählte mir, dass eine von ihre durchgeführte Zählung offenbart, dass es heute ca. 7000 Palouse gibt.

Im Angesicht dieser Tatsachen und Umstände ist es natürlich nicht verwunderlich, dass sich viele Pionierrancher und Historiker der damaligen Zeit, bezüglich der Stammes Territorien, nicht auskannten, nicht auskennen wollten oder auskennen durften.

So entstand durch Dr. Francis Haines eine historisch völlig falsche Geschichte und das legendäre gefleckte Palouse M‘ amin Pferd, dass fast zweihunderte Jahre lang von den Palouse Indianern im Palouse Country gezüchtet wurde, wurde plötzlich zum Appaloosa der Nez Perce.

Aus demselben Grund entstand auch die falsche Geschichte der gefleckten Nez Perce Kriegspferde. Nur wenige Menschen wissen heute, dass die Oberen Palouse mit ihren gefleckten M‘ amin Pferden, gemeinsam 1877 mit den Nez Perce in den Krieg zogen. Ihre Teilnahme wurde zum Teil aus Unwissenheit, Befangenheit aber auch bewusst totgeschwiegen und verleugnet. Nur wenige Historiker dokumentierten die wahre Geschichte.